Das Nang-Hai-Fest: das einzigartige Ritual der Volksgruppe Tay in Cao Bang

Hai Huyen/ VOV4
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(VOVworld) – Das Nang-Hai-Fest der Volksgruppe Tay in der nordvietnamesischen Provinz Cao Bang ist eines der traditionellen Feste. Es stammt aus dem Alltagsleben und der Produktion der Bauern in der Bergregion.

(VOVworld) – Das Nang-Hai-Fest der Volksgruppe Tay in der nordvietnamesischen Provinz Cao Bang ist eines der traditionellen Feste. Es stammt aus dem Alltagsleben und der Produktion der Bauern in der Bergregion.

Das Nang-Hai-Fest: das einzigartige Ritual der Volksgruppe Tay in Cao Bang - ảnh 1
Durchführung des Gebets vor dem Tempel.



Das Nang-Hai-Fest der Volksgruppe Tay in Cao Bang beginnt am ersten Tag des Jahres nach dem Mondkalender und dauert mehr als zwei Monate. Dem volkstümlichen Glauben der Tay zufolge gibt es auf dem Mond “Me Trang”, auf Deutsch heißt das “die Mutter des Mondes” und zwölf Feen, die die Töchter dieser Mutter sind. Die Mutter und ihre Töchter schützen die Ernte der Bauern auf der Erde. Der Inhalt des Nang-Hai-Festes ist folgender, Mütter und Mädchen von der Erde fliegen auf den Mond, um die Mutter des Monds sowie ihre Töchter zum Besuch auf die Erde einzuladen und sie zu bitten, den Menschen hier bei der Arbeit zu helfen.

Das Nang-Hai-Fest besteht aus drei Teilen. Vor dem Fest müssen die Mitglieder der Tay ausreichend Opfergaben vorbereiten und zugleich den Verehrungsraum festlich dekorieren. Neben dem Pfahlhaus jeder Tay-Familie steht normalerweise ein Tempel. Hier wird der Heilige verehrt, der das Bodenstück verwaltet, auf dem sich das Haus befindet. Vor dem Pfahlhaus errichtet man eine Bude und schmückt sie mit Blättern und Blumen. Diese wird die Bude von Nang-Hai genannt. Sowohl im Haus, im Tempel als auch in der Bude wird das Fest veranstaltet. Luu Thi Mai Lien, ein Mitglied der Tay in Cao Bang erzählt:

“Opfergaben für den Bodenheiligen sind ein Schwein, ein Huhn und gekochter Klebreis. Früher dauerte das Gebet monatelang. Es ist heute auf  drei Tage begrenzt. Jede Familie muss dafür eine Schale gekochten Klebreis vorbereiten.”

Beim Gebet trägt der Schamane ein rotes Hemd und einen roten Hut. Er steht vor dem Altar und spricht ein Gebet in der Sprache der Tay. Hinter ihm sind 14 Mädchen, die einen Papierfächer in der Hand halten. Zwei davon sitzen vor dem Altar nahe dem Schamanen. Der Auffassung der Volksgruppe Tay nach symbolisieren diese beiden Mädchen Nang-Hai. Die restlichen zwölf Mädchen tragen schwarze Kleidung und Schuhe aus Stoff. Sie stehen in zwei Reihen dahinter. Eine alte Frau hat die Verantwortung, die Mädchen in der Umsetzung der Rituale, um Nang-Hai zu begrüßen, anzuleiten. Diese Frau muss gut singen, eine glückliche Familie haben und die Sitten und Bräuche der Tay gut verstehen.

Zum Auftakt des Rituals liest der Schamane das Gebet. Zwei Mädchen mit dem Fächer in der Hand werden sich dann umdrehen und singen. Ziel dieses Rituals sei es, Nang-Hai zum Besuch auf der Erde einzuladen, sagt Doktorin Nguyen Thi Yen aus dem Forschungsinstitut für volkstümliche Kultur:

“Das Nang-Hai-Fest ist ähnlich wie das Long-Tong-Fest. Es findet aber in Saman-Formen statt. Saman heißt ungefähr “verkörpern”. Die zwölf Feen vom Mond werden von zwölf Mädchen verkörpert. Sie singen und fliegen zum Mond, um um Pflanzen sowie das Glück der Mondmutter zu beten. All diese Wünsche werden im Liedtext dargestellt. Fast alle Dorfbewohner beteiligen sich an diesem Ritual.”

Nach dem Ritual zur Einladung von Nang-Hai zum Besuch auf der Erde, das im Haus stattfindet, leitet der Schamane die zwölf Mädchen zum Tempel des Bodenheiligen, um dem Heiligen darüber zu berichten. Anschließend wird in der Bude wieder ein Gebet an die Mondmutter organisiert. Hier spricht der Schamane das Gebet während die zwölf Mädchen singen.

Es ist gar nicht einfach, Nang-Hai oder die Mondmutter zur Erde einzuladen. Normalerweise nimmt die Mondmutter die Einladung erst entgegen, wenn die Mädchen zum dritten Mal singen.

Wenn das Gebet endet, verabschieden sich die zwölf Mädchen von den Dorfbewohnern. Der Schamane, zwei Mädchen, die Nang-Hai oder die Mondmutter symbolisieren, und die Dorfbewohner bewegen sich in die Richtung des Flussufers. Sie setzen dort Boote aus, die die Stärke haben, das große Meer zu überwinden, und zur Mondmutter zu gelangen. Die symbolische Mondmutter steht inzwischen am Flussufer, öffnet den Fächer und wirft ihn in Richtung der Dorfbewohner. Jene, die den Fächer bekommen, sind sehr erfreut. Luu Thi Mai Lien, ein Mitglied der Tay, erklärt:

“Die Mondmutter will durch das Werfen des Fächers an die Dorfbewohner Geschenke verteilen. Jene, die den Fächer bekommen, werden größeres Glück haben.”

Die landwirtschaftliche Produktion der Volksgruppe Tay hing früher noch  stärker als heute von der Natur ab. Sie wünschten sich deshalb gute Wetterbedingungen, damit die Ernte gut würde. Das Nang-Hai-Fest ist eine Art und Weise der Tay ihre Wünsche zu zeigen.

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