 Der grüne Raum im Dorf Thai Hai. (Foto: Dorf Thai Hai) |
Das Schutzgebiet des ökologischen Pfahlhausdorfs Thai Hai liegt bei den Dörfern Cuong und My Hao in der Gemeinde Thinh Duc in der nordvietnamesischen Provinz Thai Nguyen und verfügt über eine Fläche von etwa 25 Hektar. Es ist von Hügeln und Bergen umgeben. Dort leben 30 Haushalte mit mehr als 200 Menschen der Volksgruppen Tay, Nung, Cao Lan, San Chi und Kinh. Dabei ist die Tay die Mehrheit. In vielen Familien leben drei bis vier Generationen zusammen.
Vor zwei Jahrzehnten beschloss Nguyen Thi Thanh Hai, eine Angehörige der ethnischen Minderheit der Tay in der Dinh Hoa-Sicherheitszone, ihr gesamtes Vermögen zu verpfänden, um 30 alte Pfahlbauten zu kaufen und sie in das Dorf My Hao zu bringen. Le Thi Nga, die stellvertretende Vorsteherin des Dorfes Thai Hai, erzählt:
„Dorfvorsteherin Nguyen Thi Thanh Hai kaufte dieses Land und pflanzte Bäume, um einen Wald anzulegen. Dann brachte sie die Pfahlbauten hierher zurück, damit die Tay-Kultur nicht in Vergessenheit geraten wird.“
Ende 2003 waren 28 Pfahlhäuser fertiggestellt. Jedes Haus mit Palmblattdächern und stabilen Holzsäulen ist auf dem neuen Land wieder zum Leben erwacht. In den ersten Jahren war das Leben der Dorfbewohner sehr schwierig. Doch das ganze Dorf schloss sich zusammen und bemühte sich, Feldarbeit zu treiben und Vieh zu züchten. Allmählich entwickelte sich Thai Hai zu einem friedlichen, wohlhabenden Dorf. Insbesondere ist dieses wilde, karge Land zu einem vorbildlichen Touristendorf geworden, das auf der ganzen Welt Anerkennung findet.
 Thai Hai ist bekannt als erstes weltbestes Touristendorf in Vietnam, das 2022 von der Welttourismusorganisation ausgezeichnet wurde. (Foto: Dorf Thai Hai) |
Im Dorf Thai Hai ist die Entwicklung eng mit der Bewahrung der nationalen Kultur verbunden. Dabei werden materielle kulturelle Werte durch traditionelle Pfahlhäuser, Haushaltsartikeln und Möbeln wiederhergestellt. Unter dem Palmblattdach wird immaterielle Kultur durch Familienaktivitäten weitergegeben. Die Kinder können zur Schule gehen, lernen ihre Volkssprache und den Then-Gesang, das Tinh-Musikinstrument sowie und das Con-Werfen zu spielen. Gleichzeitig wurden kulinarische und spirituelle Rituale aufgezeichnet, um sie an zukünftige Generationen weiterzugeben. Im Dorf wurde ein Gebiet zur Ausstellung traditioneller Handwerksberufe errichtet. So gibt es beispielsweise ein Teehaus zum Anbau und zur Verarbeitung vom grünen Tee, ein Schnaps-Haus zur Herstellung traditioneller Schnaps und ein Kuchenhaus mit zahlreichen traditionellen Kuchen wie dem Chung-Kuchen, Gai-Kuchen und Che Lam-Kuchen. Le Thi Hao, eine Bewohnerin im Dorf Thai Hai, sagt:
„Ich bin ein Angehörige der Kinh. Ich konnte nicht flechten. Aber seit ich hierher gezogen bin, habe ich das Flechten des Tay-Volkes erlernt. Die Ältesten im Dorf haben mir diesen Beruf beigebracht. Wenn meine Kinder und Enkelkinder diesen Beruf lernen möchten, bringe ich ihnen das Handwerk bei, damit sie die Kultur des Dorfes bewahren.“
Im Jahr 2014 wurde Thai Hai offiziell zum Touristenziel von Thai Nguyen. Die Dorfbewohner pflegen eine Lebensweise, die auf Zusammenarbeit und gemeinsamem Vergnügen beruht. Dort halten die Leute ihr Geld nicht privat. Alle Einnahmen aus Produktion, Landwirtschaft und Tourismus fließen in die gemeinsame Kasse des Dorfes. Alle Kosten, von den täglichen Mahlzeiten bis zur Ausbildung der Kinder, werden vom Dorf übernommen.
Laut der stellvertretenden Dorfvorsteherin Le Thi Nga hat das Dorf von Anfang an entschieden, Tourismus zu betreiben, um die Kultur zu bewahren. Dort gibt es keine luxuriösen Hotels. Es gibt nur Pfahlbauten, einfache Mahlzeiten, aber voller Menschlichkeit. Das Dorf hat viele weitere Erlebnisräume angeboten, wie etwa: Goldene Brücke, Silberne Brücke, Festräume der Volksgruppe der Tay und Kräuterfußbad-Service. Auch traditionelle Feste wie das Long Tong-Fest, das Dankbarkeitsfest und das Fest zur Verehrung der Muttergöttin werden organisiert. Insbesondere haben Besucher des Dorfes Thai Hai die Möglichkeit, mehr als 100 traditionelle Gerichte zu genießen, darunter gegrilltes Büffelfleisch, geschmortem Karpfen mit fermentiertem Reis und fünffarbigem Klebreis. Die stellvertretende Dorfvorsteherin Le Thi Nga weiter:
„Die vorherige Generation hat das Dorf gegründet und ausgebaut. Die heutigen und zukünftigen Generationen müssen nationale Kultur und nationales Erbe aufbewahren. Darüber hinaus müssen wir mehr kulturelles Wissen sammeln, um es an Touristen weiterzugeben.“
Die Ruhe und Schönheit, die sich aus den guten Werten der Menschen, der Natur und der Kultur ergeben, haben Thai Hai zu einem attraktiven Reiseziel gemacht. Insbesondere hat die Auszeichnung „Best Tourist Village“ der Welttourismusorganisation (UNWTO) im Jahr 2022 dazu beigetragen, dass die Zahl der in- und ausländischen Besucher im Dorf Thai Hai steigt. Jedes Jahr begrüßt das Dorf Tausende von Besuchern aus über 40 Ländern der ganzen Welt.