Angehörige der Thai in Son La und die Sitte “Gesang zum Abschied vom Bräutigam und zum Empfang der Braut”

Duc Anh
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(VOVWORLD) - Früher musste ein Bräutigam nach den Sitten und Bräuchen der Volksgruppe Thai in Son La nach der Hochzeit von zwei bis sieben Jahren mit der Familie seiner Ehefrau unter einem Dach leben. Danach durfte er die Braut in sein Haus bringen. Heutzutage existiert diese Sitte nicht mehr. Bei der Hochzeit ist die Sitte “Gesang zum Abschied vom Bräutigam und zum Empfang der Braut” allerdings erhalten geblieben. Das ist eine Einzigartigkeit im traditionellen Kulturleben der Angehörigen der Thai in der nordvietnamesischen Bergprovinz Son La. 
Angehörige der Thai in Son La und die Sitte “Gesang zum Abschied vom Bräutigam und zum Empfang der Braut” - ảnh 1Singen zur Gratulation der Braut und des Bräutigams in einer Familie in Son La.

Bevor die Hochzeitsfeier stattfindet, bitten die Familien der Braut und des Bräutigams Heiratsvermittlerinnen und -vermittler darum, sie bei einem Gegengesang zu vertreten. Vertreter unabhängig von Alter und Geschlecht sollen gute Kommunikationsfähigkeiten haben und gut singen können. Der Gegengesang findet an Esstischen und im Pfahlhaus der Thai im Beisein von Verwandten und Gästen beider Familien.

Meister Cam Vui in der Kleinstadt It Ong im Kreis Muong La in der Provinz Son La ist Vermittler von dutzenden von Hochzeiten gewesen. Er erklärte den Gesang zum Abschied vom Bräutigam. Zuerst stellt der Vermittler Verwandten der Brautfamilie den Bräutigam vor. Der Vermittler der Bräutigamfamilie singt zuerst. Durch den Gesang übermittelt er herzliche Grüße an die Brautfamilie. Danach beginnt der Gegen-Gesang zwischen Vermittlerinnen und Vermittlern beider Familien. Es handelt sich um die Müdigkeit der Mütter bei der Schwangerschaft, Schwierigkeiten von Eltern bei der Pflege und Erziehung der Kinder, Stickarbeit des Mädchens und die Feldarbeit der Jungen sowie die Liebesgeschichte des jungen Ehepaares. 

Am Tag zum Empfang der Braut findet der Gegengesang im Haus der Bräutigamfamilie statt. Um die Zuneigung der Bräutigamfamilie zu danken, singt der Vermittler der Brautfamilie im Haus der Bräutigamfamilie. Durch den Gesang bittet die Brautfamilie die Bräutigamfamilie darum, einen Leiter aufzustellen, um die Braut zum Pfahlhaus zu bringen. Nachdem die Braut ins Haus eingetreten ist, singt der Vermittler weiter, um der Bräutigamfamilie die Braut zu übergeben. Dann singt der Vermittler der Bräutigamfamilie, um die Braut in der Freude beider Familien zu begrüßen. Die Braut überreicht Geschenke an Großeltern, Eltern und Onkel des Bräutigams. Geschenke sind Brokat-Decken und -Kissen sowie Pieu-Kopftücher, die von der Braut selbst gewebt wurden. Dies zeigt den Respekt und die Zuneigung der Braut für die Familie ihres Ehemannes sowie die Geschicklichkeit der Frauen der Thai. Nach der Geschenkübergabe beraten die Eltern der Braut ihre Tochter, fleißig zu sein und sich um die Familie zu kümmern. Schließlich verabschiedet die Brautfamilie von der Bräutigamfamilie.

Beim Gegen-Gesang wird der Vermittler nach einem Lied eine kurze Pause machen, damit Gäste Schnappstassen zum Glück des jungen Ehepaares heben können. Vermittler können durch die Nacht bis Morgens singen. Dazu Meisterin Ca Thi Hoan:

“Als ich ein Kind war, kam ich mit meinen Eltern, Onkel und Tanten, die Hochzeitsvermittlerinnen und -vermittler waren, zum Gesang zum Abschied des Bräutigams und zum Empfang der Braut. Deswegen erkenne ich teilweise die Sitten und Bräuche sowie Kulturzüge der Thai. Künftig werde ich lernen, Lieder beim Gesang zum Abschied des Bräutigams und zum Empfang der Braut zu singen. Damit kann ich Hochzeitsvermittlerin werden”

Melodien der Lieder beim Gesang zum Abschied vom Bräutigam und zum Empfang der Braut sind von Angehörigen der Thai in Son La von Generation zu Generation weitergegeben worden. 

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