In einer Sitzung Ende Juli hat sich das Komitee für offene Märkte der Bundesstaaten (FOMC) erstmals nach der Finanzkrise von 2008 entschieden, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte zu senken. Damit befindet sich der Zinssatz in der Spanne von 2,00 bis 2,25 Prozent.
Gefahr vor Wachstumsrückgang
Viele Analytiker waren der Meinung, dass die allgemeine Botschaft der Zinssenkung durch die FED im Risiko eines Wachstumsrückgangs liege. Derzeit sind die US-Makrozahlen nicht schlecht. Die Rate der Arbeitslosigkeit ist seit den vergangenen 50 Jahren am niedrigsten. Der Aktienmarkt in Wall Street befindet sich auf Rekordhöhe. Dies ist für die Änderung des Zinszyklus aber nicht geeignet.
Die Zinssenkung hat selten vor solchen günstigen Bedingungen stattgefunden. Jedoch hat sich die Zinserwartung der FED aufgrund der langfristigen Aussichten in kurzer Zeit geändert. Ausgehend von der Prognose über die steigenden Zinssätze ging die FED zur Prognose über einen Zinserhalt und senkte schließlich die Zinsen. Ein Grund der Änderung liegt in der Auswirkung des Handelsstreits auf die US-Wirtschaft. Es gab ferner eine deutliche Verlangsamung in der Produktion und im Umsatz der Unternehmen, obwohl sie nicht so schlecht wie die Vorhersage ist. Obwohl es noch keine offizielle Daten gibt, hat das Wachstum der US-Wirtschaft im vergangenen zweiten Quartal voraussichtlich lediglich 1,8 Prozent erreicht. Diese Zahl ist im Vergleich zum ersten Quartal (3,1 Prozent) stark gesunken.
Die Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte hat den US-Präsidenten enttäuscht. Zuvor hatte der US-Präsident die FED stets dazu aufgefordert, die Zinsen „stark“ zu reduzieren, um die Wirtschaft zu stimulieren. Trump kritisierte, dass der FED-Chef Jerome Powell nicht in der Lage sei, die US-Wirtschaft bei drei Prozent in diesem Jahr und mit einer höherer Zahl im folgenden Jahr wie sein Versprechen wachsen zu können. Als Reaktion auf die Kritik des Präsidenten deutete Powell an, dass die Bank die Zinssätze aufgrund wirtschaftlicher Unruhe senken könnte, darunter aufgrund des langjährigen Handelsstreits zwischen Trump, China und Europa. Dies hat zum starken Einbruch von Investitionen und Geschäfte geführt.
Kettenreaktion
Die Zinssenkung durch die FED könnte zu einem globalen „Wettlauf“ zur Zinssenkung führen. Gleich nach der Entscheidung der US-Notenbank hat die Zentralbank in Brasilien beschlossen, den seit März 2018 geltenden Basiszinssatz von 6,5% um 0,5% zu senken. Auch die chinesische Zentralbank wird wahrscheinlich die Zinsen in kurzer Zeit reduzieren. Zwei andere große Banken könnten den Schritt der FED folgen, darunter die japanische Zentralbank und die Europäische Zentralbank.
Die Zinssenkung durch die US-Notenbank seit der Finanzkrise von 2008 zeigt die langdauernden Schwierigkeiten der US-Wirtschaft. Sie kann außerdem die Perspektive der Weltwirtschaft verschlechtern und allen Wirtschaften in der Welt größere finanzielle Risiken bringen.