Frau Tran To Nga in Frankreich (1.v.r.). (Foto: VNA) |
Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP hat das Gericht in Évry erklärt, dass es nicht kompetenzfähig sei, ein Verfahren bezüglich des Handelns der US-Regierung im Krieg durchzuführen. Die Unternehmen hätten damals im Auftrag der USA gehandelt und könnten sich vor dem Gericht in Frankreich auf Immunität von der Gerichtsbarkeit berufen, heißt in der Entscheidung vom Montag.
Die Anwählte William Bourden, Amélie Lefebvre und Bertrand Repolt der Anwaltskanzlei Bourdon haben Tran To Nga in den vergangenen zehn Jahren unterstützt. Sie bezeichneten die Entscheidung des Gerichts in Évry bezüglich des einheitlichen Autoritätsprinzips als rückständig. Diese Entscheidung widerspreche den modernen Regeln des Völkerrechts. Die Anwählte haben sich erstaunt geäußert, als das Gericht erklärte, dass die Chemie-Firmen im Auftrag der damaligen US-Regierung handeln mussten. In der Tat könnten sie sich entscheiden, ob sich sie an der Ausschreibung für die Lieferung des Entlaubungsmittels für US-Regierung beteiligten. Ferner hatte die damalige US-Regierung nicht dazu aufgefordert, ein Produkt mit hoher Konzentration des Dioxingiftstoffs wie „Agent-Orange“ herzustellen. Dies hatten diese Unternehmen selbst geplant.
Der Verband der vietnamesischen Agent-Orange-Opfer hat geistige und materielle Unterstützung für Tran To Nga erklärt, damit sie die Anklage fortführen kann. Der Vorsitzende des Verbands der vietnamesischen Agent-Orange-Opfer Nguyen Van Rinh zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung des französischen Gerichts. Nach seiner Meinung ist diese Entscheidung nicht überzeugend, weil die US-Chemiefirmen rund 80 Millionen dioxinhaltige Entlaubungsmittel hergestellt hatten, die durch US-Armee in Südvietnam eingesetzt wurden. Dies verursachte negative Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Vietnamesen. Nguyen Van Rinh betonte, der Verband der vietnamesischen Agent-Orange-Opfer unterstütze den Standpunkt von Tran To Nga bei der Fortführung der Anklage.
Die Kommunistische Partei Deutschlands (DKP) hat am 10. Mai eine Erklärung zur Unterstützung der Anklage von Tran To Nga und der vietnamesischen Agent-Orange-Opfer gegen 14 US-Chemiefirmen veröffentlicht. Die deutsche Tageszeitung „Junge Welt“ hat auch über diese Entscheidung berichtet. Als Teil seiner Kriegsführung in Vietnam setzte das US-Militär auf chemische Waffen. Das Vorgehen – das völkerrechtlich als Chemiekriegsführung zu bezeichnen ist – hat bis heute verheerende Folgen. Noch immer leiden vier Millionen Menschen in Vietnam an ihnen. Bis vor zwei Jahren verweigerten alle US-Regierungen Wiedergutmachung für die Betroffenen aus Vietnam. Ihren eigenen Soldaten gewährten sie hingegen verschiedene medizinische Hilfen und Entschädigungen. Nach jahrzehntelangen Verhandlungen sind die USA nun bereit, einige immer noch stark mit Dioxin belastete Flächen in der Nähe ihrer ehemaligen Militärflughäfen zu dekontaminieren und in den am stärksten betroffenen Gebieten Hilfe zu leisten – allerdings ohne Anerkennung der geringsten Verantwortung, hieß es aus dem Artikel von Junger Welt. Die Online-Ausgabe der Deutschen Welle hat am 10. Mai ebenfalls über diese Anklage und die Entscheidung des Gerichts in Évry geschrieben. Andere deutsche Zeitungen wie Spiegel und Focus veröffentlichten am selben Tag einen Artikel über den Kampf um Gerechtigkeit von Tran To Nga. Wenn, laut diesen Artikeln, Tran To Nga diese Anklage nicht führen würde, würde das Drama zahlreicher Agent-Orange-Opfer Vietnams in Vergessenheit geraten.
Die Anklage von Tran To Nga ist eine historische Anklage. Bislang ist Tran To Nga die einzige Person in der Welt, die die vietnamesischen Agent-Orange-Opfer vertreten könne, um die Anklage führen zu können. Da sie eine Französin mit vietnamesischer Abstammung, ein Agent-Orange-Opfer ist und derzeit in Frankreich wohnt, wo die Gesetze erlauben, eine Anklage gegen ein Land zu erheben, wenn das Land den französischen Bürgern schadet. Zuvor hat das oberste US-Gericht die Anklage des Verbands der vietnamesischen Agent-Orange-Opfer gegen 37 US-Chemiefirmen zurückgewiesen. Nach der Entscheidung des französischen Gerichts in Évry hat sich Tran To Nga an Berufungsgericht gewandt. Tran To Nga und ihre Anwählte werden die Anklage für Gerechtigkeit trotz der Herausforderungen fortführen.