Die Delegationen der USA und Chinas bei einer Verhandlung im Juni 2025 in London. (Foto: United States Treasury/Handout via REUTERS) |
Die Verhandlungen in London finden vier Tage nach einem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping statt. Beide Staatschefs äußerten dabei ihren Willen, die komplexen Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern zu verbessern.
Guter Wille von beiden Seiten
Die neue Verhandlungsrunde zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt im Lancaster House in London markiert die erstmalige Anwendung eines bilateralen Konsultationsmechanismus für Wirtschaft und Handel seit dem Treffen in Genf im vergangenen Monat. Die chinesische Delegation wird von Vizepremierminister He Lifeng geleitet. Auf US-Seite nehmen Finanzminister Scott Bessent, Handelsminister Howard Lutnick sowie Handelsbeauftragter Jamieson Greer teil.
Ziel ist es, ihren Handelsstreit nicht eskalieren zu lassen, nachdem beide Länder im vergangenen Monat in Genf eine 90-tägige Pause im Handelsstreit vereinbart hatten. Beobachter weisen besonders auf die Anwesenheit von Handelsminister Lutnick hin, der beim letzten Treffen in Genf fehlte. Da das US-Handelsministerium für die Umsetzung von Exportbeschränkungen gegenüber China zuständig ist, gilt seine Teilnahme als Hinweis darauf, dass Themen wie der Export seltener Erden aus China in die USA sowie fortschrittlicher Halbleiter aus den USA nach China einen zentralen Punkt der Verhandlungen darstellen.
Die aktuelle Verhandlungsrunde findet auch nur vier Tage nach dem ersten Telefongespräch zwischen Trump und Xi seit Trumps Rückkehr ins Präsidentenamt Anfang des Jahres statt. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich beide Seiten bemühen, ihre Handelsbeziehungen auf eine stabilere Grundlage zurückzuführen. Nach dem ersten Verhandlungstag in London erklärt Präsident Trump:
„Wir möchten den chinesischen Markt für amerikanische Produkte öffnen. Wenn uns das nicht wichtig wäre, würden wir nichts unternehmen. Aber wir wollen diesen Markt öffnen. Das wäre gut für China und für den Rest der Welt.“
US-Finanzminister Scott Bessent (l.) und der chinesische Vizepremierminister He Lifeng. (Foto: United States Treasury/Handout via REUTERS) |
Wirtschaftliche Auswirkungen
Internationale Investoren verfolgen die Verhandlungen in London aufmerksam, da neue Wirtschaftsdaten zeigen, dass der Handelskonflikt nicht nur die USA und China, sondern auch die Weltwirtschaft insgesamt negativ beeinflusst.
Am Montag veröffentlichte der chinesische Zoll Zahlen, wonach die Exporte in die USA im Mai um 34,5 Prozent zurückgingen, der stärkste Rückgang seit Februar 2020, dem Beginn der Covid-19-Pandemie. Auch die Importe aus den USA fielen um 18,1 Prozent. Trotz einer leichten Erholung gegenüber April ist dies ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
In den USA bleibt die Inflation zwar unter Kontrolle und der Arbeitsmarkt stabil, doch zeigen sich erste wirtschaftliche Folgen des Handelskonflikts mit China und anderen Ländern. Besonders US-Unternehmen im Einzelhandel verzeichneten Verluste in Milliardenhöhe, da sie nicht in der Lage waren, nach China zu exportieren und gleichzeitig gezwungen waren, Preise für Importwaren anzuheben, um höhere Zölle auszugleichen. Eric Zheng, Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Shanghai (AmCham Shanghai), sagt dazu:
„Die derzeitigen Zölle sind für unsere Unternehmen zu hoch. Unsere Firmen importieren weiterhin Rohstoffe aus den USA und exportieren zugleich Produkte dorthin. Diese Zölle behindern unsere Geschäftstätigkeit. Wir hoffen daher, dass die Regierungen beider Länder zu einer Lösung kommen, um die Zölle zu senken.“
Neben US-amerikanischen und chinesischen Unternehmen hoffen auch internationale Firmen auf eine Verbesserung der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. In den vergangenen Tagen warnten mehrere Branchenverbände, wie der Verband der Automobilindustrie Deutschlands (VDA) und der US-Autoindustrieverband Alliance for Automotive Innovation, davor, dass chinesische Exportbeschränkungen für seltene Erden die weltweite Automobilproduktion stören oder gar lahmlegen könnten. Auch Branchen wie Elektronik, Luftfahrt und Rüstungsindustrie wären von den Exportbeschränkungen stark betroffen.