(VOVworld) – Die Präsidentschaftswahl in Frankreich befindet sich im Endspurt. Nur noch zwei Monate bis die erste Wahlrunde stattfinden wird. Die Parteien haben bereits ihre Kandidaten für die Wahl gewählt, aber das Ergebnis im Rennen um den Elysee-Palast ist schwer zu prognostizieren. Viele unerwartete Faktoren haben die Lage der Wahl beeinflusst.
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Kandidat Emmanuel Macron bei seinem Wahlkampf in Lyon am 4. Januar. (Foto: EPA/VNA) |
Die französische Präsidentschaftswahl wird Ende April und Anfang Mai stattfinden. Der erste Wahlgang wird am 23. April und der zweite Wahlgang am 7. Mai durchgeführt. Die Kandidaten für den Wahlkampf um den Elysee-Palast sind der ehemalige Premierminister François Fillon der konservativen Partei, der ehemalige Bildungsminister Benoît Hamon der linken Partei, Marine Le Pen der rechtsextremen Partei und der Wirtschaftsminister Emmanuel Macron.
Eine Überraschung nach der nächsten
Vor einigen Monaten wurde nach Analysen die Meinung vertreten, dass die Präsidentschaftswahl in Frankreich ein Wahlkampf zwischen dem ehemaligen Präsident Nicolas Sarkozy der konservativen Partei und dem scheidenden Präsident François Hollande der sozialistischen Partei werde. Bei der Urwahl der konservativen Partei gewann jedoch der ehemalige Premierminister François Fillon, der stets wenig Unterstützung in Umfragen erhielt, und ist nun Kandidat für die Präsidentschaftswahl. Bei den Linken hat der amtierende François Hollande der sozialistischen Partei beschlossen, nicht erneut zum Wahlkampf anzutreten. Der ehemalige Bildungsminister Benoît Hamon hat dort gegen den ehemaligen Premierminister Manuel Valls gewonnen und ist zum Kandidaten der linken Partei ernannt worden. Die Überraschungen bei der Urwahl der linken und der konservativen Parteien signalisieren, dass es eine spannende Präsidentschaftswahl in Frankreich geben wird.
Angesichts der internen Spaltung der linken Partei galt nach entsprechenden Analysen ein Eintritt von François Fillon der konservativen Partei und Marine Le Pen der rechtsextremen Partei in die zweite Runde der Wahl als wahrscheinlich. Fillon wurde sogar als möglicher Sieger der Wahl bezeichnet. Dies hat sich jedoch grundlegend geändert, nachdem Fillon vorgeworfen wurde, seine Ehefrau und seine zwei Kinder beschäftigt und öffentliche Gelder veruntreut zu haben. Nach einer Umfrage über den Favoriten der Präsidentschaftswahl erhielt Fillon lediglich 20 Prozent der Stimmen, also weniger als Marine Le Pen und der ehemalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron.
Schwer prognostizierbares Ergebnis
Beim Endspurt strengen sich alle Kandidaten an bei den Wählern zu punkten. Am 4. Februar hat Marine Le Pen der Front National (FN) ihren Wahlkampf mit der Verpflichtung für ein freies Frankreich begonnen. Le Pen nutzte die Gelegenheit, um den Slogan der FN für das Wahljahr 2017 vorzustellen. Dieser lautet „Im Namen des Volkes“. "Wir möchten unsere Freiheit zurückhaben. Wir wollen ein freies Frankreich, das Herr über seine eigenen Gesetze, Währung und Grenzen ist.", sagte die Parteichefin wörtlich. Sie hat ebenfalls den Ausstritt Frankreichs aus der Eurozone vorgeschlagen. Weiterhin will sie Steuern auf Arbeitsverträge von Ausländern erheben, das Renteneintrittsalter senken sowie Steuern für kleine Unternehmen und die Einkommenssteuer verringern. Aber ihr Wahlprogramm mangelt an detaillierten Inhalten über die Wirtschaft und enthält keine Ziele für die Staatsschulden oder das Haushaltsdefizit sowie keine überzeugenden Pläne, wie die Verbesserung der Sozialfürsorge und Steuersenkungen finanziert werden sollen. Le Pen wird ferner vorgeworfen, Mitarbeiter mit Geld des Europaparlaments bezahlt zu haben. Das Problem: Die Angestellten arbeiteten offenbar nicht als Assistenten für Europaabgeordnete der FN, sondern waren für die Partei in Frankreich aktiv. Anfang Januar hatte die französische Justiz Ermittlungen in dem Fall bestätigt. Das Europäische Parlament hat die FN aufgefordert, mehr als 300.000 Euro zurückzuzahlen.
Fillon hat angekündigt, den Wahlkampf bis zum Ende zu verfolgen. Nach Ergebnissen von Analysen wird Fillon weiterhin den Rückhalt seiner Partei erhalten, jedoch sind die Chancen für einen Sieg sehr gering, da sein Image nach der Affäre belastet wurde.
Der Kandidat der linken Partei Benoît Hamon steht ebenfalls vor Schwierigkeiten. Der Index des Wirtschaftswachstums ist unstabil. Die Sicherheitslage in Frankreich ist nach der 4-jährigen Leitung der sozialistischen Partei angespannt. Und die Partei befindet sich in einer tiefen Spaltung. All dies sind Schwierigkeiten für Benoît Hamon. Der ehemalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron wird von Beobachtern als ein Rätsel dieser Wahl bezeichnet. Der 39-jährige Kandidat wird als neutral betrachtet, versucht aber derzeit die Wähler der linken und rechten Partei umzustimmen. Die Ergebnisse von Umfragen können kein exaktes Ergebnis der Wahl prognostizieren. Bekannte Beispiele dafür sind die Abstimmung über den Austritt Großbritanniens aus der EU und der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Nach diesen Überraschungen verspricht der Wahlkampf um den Elysee-Palast weiter spannend zu bleiben.