Das Gespräch zwischen US-Präsident Joe Biden und dem irakischen Premierminister Mustafa al-Kasimi am 26. Juli. (Foto: The New York Times) |
Bei einem Gespräch am 26. Juli in Washington haben sich US-Präsident Joe Biden und der irakische Premierminister Mustafa al-Kasimi auf den vollständigen US-Truppenabzug verständigt. Mit dieser Vereinbarung werden die USA ihren 18 Jahre Kampfeinsatz im Irak beenden. Washington wird allerdings die Beziehung und die enge Zusammenarbeit mit Bagdad nach dem Truppenabzug aufrechterhalten, um seinen Hauptinteressen zu dienen.
USA wollen enge Militär-Zusammenarbeit mit Irak aufrechterhalten
Dass die USA Analytikern zufolge eine Vereinbarung mit dem Irak, statt einer einseitigen Entscheidung, über das Ende ihres Kampfeinsatzes im Irak erreichten, dient der US-Strategiein diesem Land und in der Region. Denn ein stabiler Staat Irak wird den USA Zugang zu reichen Naturressourcen des Irak ermöglichen. Dies wird ebenfalls die Aufrechterhaltung des US-Einflusses im Nahen Osten gewährleisten. Im Gegenzug werden die USA dem Irak dabei helfen, seine Abhängigkeit vom Iran, vor allem im Energiebereich, zu reduzieren.
Im Vergleich zu ihrem Truppenabzug aus Afghanistan ist der Zugang der US-Regierung zum Ende des Kampfeinsatzes im Irak anders. Trotz des Truppenabzugs wollen die USA nach einer langfristigen Militär-Partnerschaft mit dem Irak suchen. US-Präsident Biden verpflichtete sich, weiterhin mit dem Irak bei der Ausbildung der Sicherheitskräfte und beim Kampf gegen den islamischen Staat IS zusammenzuarbeiten.
Neuer Beginn für Irak
Eine Vereinbarung über den Truppenabzug der USA wurde für die Regierung des irakischen Premierministers al-Kasimi als wichtiger politischer und diplomatischer Erfolg bezeichnet. Die pro-iranische Seite in der irakischen Regierung hat Druck auf Premierminister al-Kasimi ausgeübt, die Präsenz ausländischer Kräfte unter der Leitung der US-Armee im Irak zu stoppen. Mit der jüngsten Vereinbarung mit den USA kann die al-Kasimis Regierung sowohl die Anforderungen der Opposition erfüllen, als auch die Militärhilfe der USA beim Kampf gegen Terrorismus, darunter IS, erhalten. Ferner kann die irakische Regierung schrittweise ein notwendiges Gleichgewicht für die Beziehungen mit den USA und dem Iran halten. Dieser Erfolg ist eine wichtige Grundlage für die irakische Regierung, ihre Strategien in inneren und auswärtigen Angelegenheiten in der neuen Phase umzusetzen.
Das ist allerdings keine sichere Garantie für eine stabile Zukunft im Irak. Nach dem vollständigen US-Truppenabzug könnte dieser Golfstaat jedoch Gefahren begegnen. Erstens gibt es die tiefe Spaltung der politischen Parteien im Irak in den vergangenen Jahren. Zahlreiche politische Kräfte im Irak kündigten an, die Parlamentswahl im Oktober zu boykottieren und starke Kritik an der jüngsten Vereinbarung zwischen der irakischen Regierung und den USA zu äußern. Die beschränkte Fähigkeit der irakischen Regierung und der Sicherheitskräfte ist ebenfalls ein Problem. Währenddessen zeigten die IS in der vergangenen Zeit durch zahlreiche Angriffe auf US-Truppen und irakische Kräfte ihre Fähigkeiten.
Vor diesem Hintergrund warnten zahlreiche Experten die irakische Regierung davor, Lektionen aus der derzeitigen Lage in Afghanistan zu ziehen. Damit könne sie eine notwendige Vorbereitung für die Zukunft ihres Landes verspielen.