Europa fördert Maßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise

Ba Thi
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(VOVWORLD) - Um die wachsenden negativen Auswirkungen der Energiekrise aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts zu begrenzen, haben die europäischen Länder starke Maßnahmen ergriffen. Dementsprechend wurden eine Reihe beispielloser großer Rettungspakete im Energiebereich beschlossen. Es erfordert allerdings mehr Zeit, um die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu überprüfen. 
Europa fördert Maßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise - ảnh 1Gaspipeline des Projekts Nord Stream 2 im deutschen Lubmin. (Foto: AFP/VNA)
Berichten in vielen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) zeigen, dass die Energie- und Treibstoffpreise bereits um ein Vielfaches im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind und höchstwahrscheinlich weiterhin neue Rekorde aufstellen werden. In Deutschland zum Beispiel hat der Großhandelsstrompreis für 2023 Ende August ein Rekordhoch von 1.050 Euro pro MWh erreicht, das 14-fache höher als im gleichen Vorjahreszeitraum. In einem in der Vorwoche veröffentlichten Bericht teilte das deutsche Statistische Bundesamt (Destatis) mit, dass das Land derzeit darum kämpfe, eine Energiekrise abzuwenden, die sich verschärft, nachdem Russland die Erdgaslieferung fast vollständig eingestellt hat. In Großbritannien, einem ehemaligen EU-Mitgliedsland, kann die durchschnittliche jährliche Stromrechnung der Haushalte im Jahr 2022 um 54 Prozent auf fast 2000 Pfund steigen. 

Realität

Um auf die schwere Energieknappheit im Zusammenhang mit dem nahenden Winter zu reagieren, haben die europäischen Länder zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Viele davon gelten als beispiellos. Die deutsche Bundesregierung kündigte am 4. September ein drittes Maßnahmenpaket im Wert von rund 65 Milliarden Euro an, um Haushalten bei der Bewältigung steigender Energiekosten zu helfen. Damit stieg die Gesamtsumme der Energiehilfe bisher auf fast 95 Milliarden Euro.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen bestehen aus einem Strompreisdeckel, einer Senkung der Mehrwertsteuer an Erdgas, einem einjährigen Aufschub von CO2-Preiserhöhung, sowie Einmalzahlungen für Rentner und Studenten. 

Die britische Regierung hat unterdessen beschlossen, in den nächsten zwei Jahren ein finanzielles Hilfspaket von bis zu 170 Milliarden Euro umzusetzen, um die Energiekosten für Haushalte und Unternehmen im ganzen Land zu unterstützen. 

Einigen Berichten zufolge haben die fünf größten EU-Wirtschaften bisher Hilfspakete zu Energiekosten für Haushalte und Unternehmen im Gesamtwert von etwa 201 Milliarden Euro angekündigt. Insgesamt haben die EU und Großbritannien mehr als 500 Milliarden Euro für die Energieunterstützung zugesagt. 

Neben der finanziellen Unterstützung für Haushalte und Unternehmen setzen europäische Länder auch aktiv Energiesparlösungen um, wie z.B. Kontrolle der Kühltemperatur der Klimaanlage und der Heizstufe der Heizung bzw. Reduzierung der Helligkeit von Lichtern an öffentlichen Orten. 

Perspektiven und Herausforderungen

Regierungen und regionalen Finanzinstituten zufolge ist die Umsetzung von Entlastungspaketen für Energiekosten in Europa angesichts hoher Energiepreise notwendig. Dieses Vorgehen trägt auch dazu bei, die Inflation einzudämmen und zugleich die Unterstützung der Öffentlichkeit für die Finanzhilfepläne für die Ukraine aufrechtzuerhalten, die die europäischen Regierungen verfolgen. 

Viele europäische Wirtschaftsexperten empfahlen jedoch, dass es auch notwendig sei, die Auswirkungen der Umsetzung von groß angelegten Entlastungspaketen für Energiekosten sorgfältig zu berechnen. Erstens führen diese Pakete zu einer Erhöhung der Staatsverschuldung und verringern gleichzeitig die Ressourcen für Entwicklungsinvestitionen. Die Ökonomen der Investmentbank UBS schätzten zum Beispiel, dass der Gesamtwert der deutschen Entlastungspakete für Energiekosten etwa 2,7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmachen. Zweitens und am besorgniserregendsten ist, dass die Unterstützung der Energiekosten zu einem erhöhten Energieverbrauch führen und die Energiekrise verschärfen könnte. Als Beweise dafür hat das Forschungsinstitut Bruegel mit Sitz im belgischen Brüssel in einer am 6. September veröffentlichten Analyse festgestellt, dass der Großhandelspreis für Energie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres etwa zehnmal über dem EU-Durchschnitt liegen. Der Energieverbrauch der Haushalte sei aber nur um sieben Prozent zurückgegangen. 

Vor diesem Hintergrund gibt es immer mehr Meinungen, dass Europa die Ursache der Krise realistischer einschätzen sollte, um geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dementsprechend sollten Europa, die internationale Gemeinschaft und die betreffenden Parteien Lösungen finden, um den Russland-Ukraine-Konflikt, der die direkte Ursache der aktuellen Energiekrise ist, zu beenden.