Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte verhängt für 60 Tage das Kriegsrecht über Marawi. (Foto: EPA/ VNA) |
Die Gewalt brach aus, als philippinische Soldaten vergeblich versuchten, den Abu-Sayyaf-Anführer Isnilon Hapilon festzunehmen. Mehr als 100 Bewaffnete wehrten den Angriff der philippinischen Armee ab. Gleichzeitig forderten sie die Unterstützung durch die Rebellengruppe Maute. Nach stundenlangen Zusammenstößen brachten die Rebellen die Stadt Mariwi, die 830 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila liegt, unter ihre Kontrolle. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat daraufhin für 60 Tage das Kriegsrecht über diese Region verhängt.
Terrorgruppen hissen IS-Fahnen
Die Rebellengruppe Maute ist eine von vier extremistischen Gruppen auf den Philippinen, die ihre Aktivitäten erweitern wollen und jüngst zahlreiche Angriffe durchgeführt haben. Anfang dieses Jahres vereinte sich die Rebellengruppe Maute mit anderen Rebellengruppen, darunter der Terrorgruppe Abu Sayyaf, der kleinsten und brutalsten islamistischen Gruppe im Süden dieses Landes, um zu einem Zweig des IS in dieser Region zu werden. Diese Gruppen wählten einen Anführer für den IS-Zweig auf den Philippinen und erklärten die Gründung eines kleinen islamistischen Staats auf der Insel Mindanao. Außerdem hissten sie IS-Fahnen und präsentierten ihre Waffen und Kampffähigkeit.
Extremistische Gruppen, die verantwortlich für zahlreiche Entführungen, Morde und Erpressungen sind, sind für die Regierung in Manila ein Problem. Seit Mitte 2016 warnte Duterte mehrmals davor, das Kriegsrecht zu verhängen, um zahlreiche Probleme, darunter Drogenprobleme, zu lösen. Während der seit September 2016 ausgerufene „Zustand der Gesetzlosigkeit“ nach dem Bombenanschlag in der Stadt Davao noch nicht aufgehoben wurde, verhängte Duterte das Kriegsrecht über Mindanao. Dies zeigt, wie gefährlich der diesmalige Zwischenfall ist.
Gefahr der Ausbreitung des IS
Während der IS viele Gebiete verloren hat und große Verluste im Nahen Osten erleidet, wird Südostasien als ideales Gebiet zur Anwerbung von Extremisten betrachtet. 15 Prozent von insgesamt 1,57 Milliarden Muslimen weltweit leben derzeit in dieser Region, vor allem in Malaysia, den Philippinen und Indonesien.
Die Gefahr der Ausbreitung des IS in den südostasiatischen Staaten besteht. Denn tausende Extremisten in Südostasien haben dem IS über das Internet die Treue geschworen. Schätzungsweise sind derzeit 700 Indonesier und 100 Malaysier IS-Kämpfer im Nahen Osten. In der Tat entdeckten Behörden in Südostasien eine Verbindung zwischen dem IS und zahlreichen Angriffen in Südostasien in der jüngsten Zeit.
Inzwischen ist der von den USA geleitete Terrorkampf der Anti-IS-Allianz hauptsächlich im Nahen Osten durchgeführt worden. Terrorangriffe könnten allerdings überall in der Welt geschehen. Südostasien wird ein “Brennpunkt”, in dem der IS seine Anhänger aktivieren kann. Die Unruhen im Süden der Philippinen sind besorgniserregend. Dass Südostasien für den IS zum Ziel der Gründung neuer Stellungen wird, ist für die Länder in der Region eine große Herausforderung. Südostasiatische Staaten sollen den Austausch von Geheimdienstinformationen fördern, um auf diese Bedrohung reagieren zu können.