(VOVworld) – Es ist für viele Menschen, die in Städten wohnen, eine Gewohnheit, zum traditionellen Neujahrsfest Tet in ihren Heimatort zurückzukehren, wo sie geboren und aufgewachsen sind. Die Familientradition und die Kultureigenschaften, die für ihren Geburtsort typisch sind, sind geistiges Vermächtnis, das sie im Leben begleitet. Für diese Menschen sind Heimat und Familie ein fester Halt. In die Heimat zurückzukehren, bedeutet die Rückkehr zur Herkunft.

Mitglieder einer Familien treffen sich beim Essen zum Tetfest. (Foto: kenh14.vn)

Jedes Jahr kehrt die Familie von Nguyen Van Hoc, die derzeit in Hanoi lebt, zum traditionellen Neujahrsfest Tet an ihren Geburtsort zurück, um das Fest mit ihren Verwandten zu feiern. Als erstes nach der Rückkehr besucht Hoc das Verehrungshaus der Familie Nguyen und zündet dort Räucherstäbchen zum Andenken an die Vorfahren an. Dieses Ritual pflegt Hoc seit vielen Jahren. Ihm zufolge ist die Tradition der Familie die Basis, mit der die Tradition jedes Dorfes und jeder Gemeinde geschaffen wird. Die starken Familien würden die starken Dörfer, starken Gemeinden schaffen, so Hoc:

“Ich denke, dass das Tetfest eine gute Gelegenheit ist, damit wir in die Heimat zurückkehren und uns an unsere Herkunft erinnern. Das ist auch eine Chance, damit wir die Familientradition sowie die Kultur des Ortes, wo wir geboren wurden, besser verstehen. Ich sage meiner Frau und meinen Kindern oft, dass wir zu diesem wichtigen Zeitpunkt die Heimat besuchen und Räuchenstäbchen im Verehrungshaus der Familie anzünden, um bei den Vorfahren um gute Dinge zu bitten. Wir wollen dadurch unsere Kinder zur Erinnerung an die Familie, an die Sippe binden.”

Seit etwa zwei Jahrzehnten werden die Aktivitäten bezüglich der Sippe auf dem Land schrittweise wiederbelebt. Es gibt immer mehr Verehrungshäuser, die restauriert oder neu gebaut wurden. Viele Familienstammbücher wurden gesammelt, übersetzt und an jedes Mitglied der Sippe verteilt. Die Rituale zur Verehrung der Vorfahren werden gewissenhaft und entsprechend der Tradition ausgeübt. In vielen Dörfer wurden die Abteilungen, die dafür zuständig sind, die Sippe zu verwalten, gegründet. Diese Abteilungen sind auch dafür verantwortlich, das Lernen der Kinder in der Sippe zu fördern und sie zur Tradition der Vorfahren zu erziehen. Diese Tätigkeiten sind sowohl materiell, als auch geistig von großer Bedeutung. Nguyen Van Thu, Leiter der Sippe Nguyen in der nordvietnamesischen Provinz Phu Tho, ist der Auffassung, dass es im heutigen Alltagsleben viel Unruhe gebe. Alle Menschen müssen hart arbeiten. Und das Haus der Kindheit, das Verehrungshaus der Sippe seien für jede Person der enge Ort, wo sie für sich selbst die Balance im Leben finden können:

“Ich kann bekräftigen, dass für die Vietnamesen das Ritual zur Verehrung der Vorfahren sowie die Kultur der Sippe die Faktoren sind, die ihnen helfen, die guten Dinge auszurichten. Vor dem Altar der Vorfahren im Verehrungshaus bei traditionellen Festen, wie Tet, können alle Menschen empfinden, wie heilig die Blutverwandtschaft ist. Darauf sind wir sehr stolz”.

In der Zeit des Kuturaustauschs sieht man vor allem bei einem Bestandteil der jungen Menschen die Gefahr, ihre Herkunft zu verlieren. Dass die Kultur der Sippe wieder belebt wird, ist deshalb von großer Bedeutung. Laut Nguyen Van Hoc werden die Aktivitäten innerhalb der Sippe die Mitglieder miteinander verbinden. 

“Nur wenn die Bevölkerung wohlhabend ist, kann das Land stark sein. Jeder Bürger muss zuerst das Bewusstsein über seine Sippe haben. Nur so können sie die Verantwortung für das Land, für die Nation übernehmen. Als ein Mitglied der Sippe muss man an seine Vorfahren erinnern. Die Kultur der Sippe und die Familientreffen sind die Grundlage für die Liebe zum Vaterland.”

Die Kultur der Sippe ist auch die Grundlage der ländlichen Kultur Vietnams. Sie trägt dazu bei, die kulturellen Werte Vietnams anzureichern.