Die kulturelle Identität der Volksgruppe der Cham

Ngoc Anh
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(VOVWORLD) - Die Volksgruppe der Cham gehört zu den 54 Volksgruppen in Vietnam. Die Cham leben hauptsächlich in den südzentralvietnamesischen Provinzen und im Süden, darunter auch in der ehemaligen Provinz Ninh Thuan. Das Cham-Volk verfügt über eine lange, einzigartige Kulturtradition, die sich in Gesangs-, Tanz- und Musikkunst, Literatur, Festen sowie in der Architektur widerspiegelt. 
Die kulturelle Identität der Volksgruppe der Cham - ảnh 1Fächertanz der Cham. (Foto: Ngoc Anh/VOV5)

Die kulturelle Identität der Cham zeigt sich besonders deutlich in der Architektur, darunter Tempeltürme, Reliefs und Altarstatuen. Durch die bleibenden Tempeltürme haben Forscher festgestellt, dass die Cham ein hohes architektonisches Niveau erreicht hatten. Die Cham-Türme, insbesondere das Heiligtum My Son, werden auf Augenhöhe mit den Tempelanlagen Angkor Wat in Kambodscha oder anderen Tempeln in Südostasien bewertet. In der ehemaligen Provinz Ninh Thuan, heute Teil von Khanh Hoa, steht ein Cham-Turm, der als besonderes nationales Denkmal anerkannt wurde. Es handelt sich um den Turm Po Klong Garai, der von König Jaya Simhavarman III. Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, um König Po Klong Garai (1151-1205) zu verehren. Dazu Thanh Nhay, stellvertretender Direktor des Museums Ninh Thuan:

„Der Turm Po Klong Garai ist das vollständigste erhaltene architektonische Cham-Bauwerk innerhalb des Systems der Cham-Türme. Seitdem der Premierminister den Turm als besonderes nationales Denkmal anerkannt hat, steigt die Zahl der Besucher immer weiter an. Gäste können hier Erklärungen zum Turm in vietnamesischer und englischer Sprache hören. Derzeit gibt es einen Elektrofahrzeugservice für Besucher. Früher wurden künstlerische Aufführungen nur zum Kate-Fest gezeigt, heute finden diese jedoch auch an Wochenenden, Feiertagen und zum Neujahr statt, um den Gästen zu dienen.“

Die kulturelle Identität der Volksgruppe der Cham - ảnh 2Eine Kunsthandwerkerin im Keramikdorf Bau Truc fertigt eine Vase. (Foto: Ngoc Anh/VOV5)

Die kulturelle Identität der Cham spiegelt sich auch in ihren traditionellen Häusern wider. In der Hausanlage einer Cham-Familie befinden sich in der Regel fünf bis siebenHäuser in I-Form, entlang einer Ost-West-Achse. Dang Chi Quyet aus der Gemeinde Ninh Phuoc in Ninh Thuan berichtet:

„Die Cham suchen zunächst nach Wasserquellen, bevor sie ihre Häuser bauen. Der Brunnen liegt immer im Nordosten. Die Küche zeigt nach Nordwesten. Wenn ein Haus gebaut wird, bringen die Leute zuerst genügend Holz zusammen und beginnen dann mit dem Bau. Die Wände bestehen aus Lehm, gemischt mit Stroh und Wasser.“

Das Cham-Volk kennt rund 80 Tänze, wobei jeder Tanz einer von 80 Gottheiten des Glaubenssystems der Cham zugeordnet ist. Die meisten Tänze haben einen religiösen oder zeremoniellen Charakter. Tänze zu Ehren des Gottes Siva, der Göttin Uma und der Göttin Apsara sind populär, diese werden entweder von Einzelpersonen oder von Gruppen aufgeführt.

Ein weiteres bemerkenswertes immaterielles Kulturgut der Cham ist das Kate-Fest.

Kate ist ein einzigartiges und heiliges Volksfest von großer Bedeutung. Es findet im 7. Monat nach dem Cham-Kalender statt, etwa 25. September bis 25. Oktober im gregorianischen Kalender. Das Fest dient dazu, Verstorbene sowie nationale Helden zu ehren.

Die Cham haben ihre eigenen einzigartigen künstlerischen und musikalischenWerte geschaffen und dabei unverwechselbare Instrumente hervorgebracht, wie zum Beispiel die Trommeln Ginang, Paranung, die Saranai-Flöte, die Kanhi-Laute und Gongs. Dazu Camry, ein Angehöriger des Cham-Volkes:

„In der Musik der Cham gibt es drei Hauptinstrumente: die Trommel Ginang, die Trommel Paranung und die Saranai-Flöte. Die Trommel Ginang besteht aus zwei langen Trommeln, die die beiden Beine des Menschen symbolisieren, während die Trommel Paranung den menschlichen Rumpf samt den inneren Organen darstellt. Die Saranai-Flöte hat sieben Löcher, die zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher und einen Mund symbolisieren.“

Auch die Trommelspieltechnik bei den Tänzen der Cham ist besonders. Ka Phiu, ein Angehöriger der Cham, sagt:

„Die zwei Trommelschlägel stehen für die beiden Hände des Menschen. Beim Trommeln muss man den Rhythmus halten, wobei eine Person die „Yin“-Seite mit der Hand spielt und die andere die „Yang“-Seite mit dem Schlägel.“

Das Cham-Volk zählt etwa 180.000 Menschen, weniger als 1 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes. Trotz ihrer geringen Zahl verfügt das Cham-Volk über eine reiche, glänzend entwickelte Kultur. Die Kultur der Cham trägt zusammen mit den Kulturen anderer ethnischer Gruppen zur Vielfalt und zugleich Einheit der modernen, stark von nationaler Identität geprägten vietnamesischen Kultur bei.

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