(VOVworld) – Das Wasserpuppentheater ist eine einzigartige folkloristische Kunstart Vietnams. Sie stammt aus der Naßreiskultur und ist im nordvietnamesischen Tiefland, vor allem in der Provinz Thai Binh, populär. Seit kurzem tritt das Wasserpuppentheater im Inselkreis Phu Quoc im Süden auf.
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Eine Vorführung des Wasserpuppentheaters auf der Insel Phu Quoc. |
Professor Ha Luong Thuan ist im Dorf Dong Cac in der nordvietnamesischen Provinz Thai Binh geboren und aufgewachsen. Das Gebiet gilt als die Wiege des Wasserpuppentheaters. Aus Leidenschaft für diese folkloristische Kunstart versucht der Professor, sie zu verbreiten. Ende 2014 begann er damit, auf der Insel Phu Quoc in Südvietnam ein Theater zu errichten, in dem Wasserpuppenstücke aufgeführt werden. 20 Künstler des Dorfes Dong Cac begleiteten den Professor Thuan nach Phu Quoc, um gemeinsam mit ihm diese einzigartige Kunstart zu entwickeln.
Puppentheater gibt es in vielen Länder weltweit. Das Wasserpuppentheater aber gibt es nur in Vietnam. Es zeigt die besondere Kreativität der Vietnamesen. Die Besonderheit liegt darin, dass der Wasserspiegel auch die Bühne der Puppenstücke ist. Eine Einrichtung, die die typische Architektur des Tempels auf dem Land zeigt. Sie wird Mitten in einen Sumpf oder einen See hinein gebaut. Die Künstler stehen im Wasser, um die Puppen zu lenken. Die Puppen sind Produkte der traditionellen Bildhauerei. Das Aussehen der Puppen ist fröhlich, niedlich und trägt eine hohe Symbolbedeutung. Die typische Figur des vietnamesischen Wasserpuppentheaters ist “Chu Teu” oder “Onkel Teu” mit einem dicken Körper und einem optimistischen Lächeln. Es gibt etwa 30 traditionelle und hunderte moderne Wasserpuppenstücke, die oft vorgeführt werden. Es geht in diesen Stücken um volkstümliche Erzählungen und das Alltagsleben der Vietnamesen. Die Vorführung beginnt normalerweise mit dem Auftritt von “Onkel Teu”. Diese Figur wird den Inhalt des Stücks vorstellen, der ein Drachentanz oder ein Ringkampf sein kann.
Das Wasserpuppentheater im Dorf Dong Cac entstand im 12. Jahrhundert. Eine Zeit lang war diese Kunst in Vergessenheit geraten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie aber wieder belebt. Dazu der 65-jährige Künstler Pham Dinh Viem, der gerade im Wasserpuppentheater auf der Insel Phu Quoc tätig ist:
“Die Wasserpuppenkunst hat ihre eigene Identität. Die Wasserpuppenstücke erzählen nur von den Tätigkeiten des Alltagslebens sowie von der Liebe zum Vaterland. Zum Beispiel das Stück namens “Fischfang“. Durch das Bild des Fischerboots in diesem Stück empfindet man eine friedliche Atmosphäre.”
Im Dorf Dong Cac versammeln sich ausgezeichnete Künstler. Jeder beschäftigt sich mit einem Prozess des Wasserpuppenstücks, wie beispielsweise der Herstellung von Puppen, dem Steuern der Figuren oder der Ausarbeitung von Texten des Stücks. Künstler Pham Dinh Viem weiter:
“Es ist gar nicht einfach, ein Wasserpuppenstück erfolgreich vorzuführen. Dieser Beruf existiert trotzdem noch, weil wir die Tradition unserer Vorfahren fortsetzen wollen. Und auch der Staat kümmert sich um die Bewahrung dieser folkloristischen Kunst.”
Das Wasserpuppentheater auf der Insel Phu Quoc bietet derzeit täglich um 16 Uhr und 20 Uhr Wasserpuppenstücke. Die Vorführungen ziehen nicht nur Vietnamesen, sondern auch ausländische Touristen an. Vor allem am Wochenende ist das Theater gut besucht. Hoang Van Tu ist ein junger Künstler aus dem Dorf Dong Cac. Auch er ist derzeit im Theater auf Phu Quoc tätig:
“Ich habe die Wasserpuppenkunst kennengelernt, als ich zehn Jahre alt war. Die Alten im Dorf brachten mir den Beruf bei. Das schwerste ist, dass ich mich während der Vorführung in die Puppen verwandeln muss. Die Unterstützung und Ermutigung der Zuschauer sind für uns die größte Freude.”
Die Vorführungen der Wasserpuppenstücke haben das kulturelle und geistige Leben der Einwohner auf der Insel Phu Quoc vervielfältigt. Das Wasserpuppentheater ist nun auch eine beliebte Adresse der Touristen aus dem In- und Ausland.