(VOVworld) – Zum historischen Sieg der Vietnamesen im Jahr 1975 hat auch der Radiosender "Befreiung" aktiv beigetragen. Über Erinnerungen der damaligen Radiojournalisten am Tag, an dem Radio Saigon übernommen wurde, berichtet nun die Stimme Vietnams.

Nguyen Khac Can war der erste Direktor des Radiosenders "Widerstand des Südens" und Vizedirektor des "Radio Befreiung A"

 
In seiner kleinen Wohnung am Rande von Ho Chi Minh Stadt sitzt Nguyen Khac Can neben einem Radio und einem Memoirenband und erzählt über die Zeit, in der Saigon befreit wurde. Can war der erste Direktor des Radiosenders "Widerstand des Südens" und Vizedirektor des "Radio Befreiung A". Er begeistert sich noch für den 30. April 1975, an dem seine Kollegen und er das Radiosystem des Saigonregimes übernahmen. Sie mussten schnell Nachrichten senden und die Lage des Landes für die Welt darstellen. Alles über den Tag bleibt noch sehr klar in seinem Gedächtnis.

Anfang April 1975, als die günstigste Gelegenheit kam, entschied sich die Zentralabteilung für Aufklärung und Erziehung, eine Gruppe zu gründen, die die Radiostätten in Saigon übernehmen sollte. Gleichzeitig fuhr eine Gruppe des Radios Befreiung A unter Leitung von Nguyen Khac Can und Tran Huu Hanh vom Norden in den Süden. Am 29. April marschierte die Gruppe von Tay Ninh nach Saigon. Sie mussten nicht direkt kämpfen. Ihre Aufgabe war es, die Medienanstalten von Saigon zu übernehmen und baldmöglichst auf Sendung zu gehen.

Am 30. April 1975 war der Transport nach Saigon plötzlich schwierig geworden. Denn nachdem Südvietnams Präsident Duong Van Minh die Kapitulation erklärte, gingen Bewohner auf die Straßen um zu feiern. Auch die Soldaten des Saigon-Regimes zogen ihre Uniform aus und begrüßten die Befreiungssoldaten. Erst um 18 Uhr kam die Gruppe in Saigon an und bereitete sich sofort für die Sendung vor. Zuvor, bereits um 11:30 Uhr hatte die Armee Radio Saigon übernommen und sendete wiederholt die Kapitulation von Duong Van Minh und berichtete über die Stimmung in Saigon.

Genau um 20 Uhr am 30. April ging das erste offizielle Radioprogramm auf Sendung mit Sprecherin Vuong Thanh Liem und Sprecher Nguyen Huu Phuoc. Nach der Erkennungsmelodie hieß es: „Hier ist Radio Befreiung Saigon, gesendet aus der Stadt Saigon“. Um fünf Uhr am 1. Mai ging es wieder auf Sendung. Über die Stimmung der friedlichen Siegesfeier wurde berichtet. Die Sendungen trugen dazu bei, die Lage in Saigon und in den südwestlichen Provinzen schnell zu stabilisieren. Nguyen Khac Can erinnert sich:

„Wir waren sehr froh sowie die Bewohner, aber wir mussten die Übernahme problemlos durchführen. Wir sind der Richtlinie gut gefolgt und haben zur Stabilisierung der Lage in der Stadt beigetragen. Der Radiosender Saigon unter Leitung der Revolutionskommission war sehr nützlich.“

In der ersten Sendung um 20 Uhr am 30. April teilten Sprecher Nguyen Huu Phuoc und Sprecherin Vuong Thanh Liem dem Volk im ganzen Land und der Welt mit, dass der mehr als 21 Jahre lange Krieg nun endete. Saigon sei nun befreit und das Land sei vereinigt.

Um diese spezielle Sendung produzieren zu können, mussten sich Redakteure und Techniker der beiden Sender Befreiung A und Befreiung B sehr eilig vorbereiten. Sprecher Huu Phuoc erinnerte sich: Alle Menschen wären auch für den Fall eines technischen Fehlers vorbereitet gewesen. Falls die Studioanlagen nicht funktioniert hätten, wären mobile Anlagen eingesetzt worden, die vorher ausführlich überprüft wurden.

„Zuerst teilten wir den Namen des Senders mit. Frau Thanh Liem sprach „Hier ist Radio Befreiung Saigon – die Stimme der provisorischen Revolutionsregierung der Republik Südvietnam“.  Ich las dann die erste Mitteilung der Armeekommission der Stadt Saigon-Gia Dinh. Das war eine Mitteilung über die Eroberung der Revolutionsregierung der Provinzen und den Aufruf an Bewohner, das Leben zu stabilisieren. Erwähnt wurden auch einige politische Informationen der Revolutionsregierung gegenüber den Regionen, die gerade befreit wurden.“

An die Übernahme Radio Saigons erinnert auch Nguyen Duy Tuan sehr klar. Damals war er Leiter der Forschungs- und Verwaltungsabteilung von Radio Befreiung. Später ist er Direktor des Radio- und Fernsehsenders An Giang geworden.

„Ich erzähle gern eine interessante Einzelheit: der Sitz Radio Saigons an der Phan Dinh Phung Straße 3 wurde 1968 von unseren Soldaten angegriffen und fast zerstört. Die USA und das Saigonregime hatten danach Baumaterialien dorthin gebracht, um ein neues Gebäude zu errichten. Dort gab es eine Säule, auf der steht: Am 30. April 1974 hat Premierminister Tran Thien Khiem den ersten Spatenstich gemacht. Aber vielleicht wussten sie vorher, dass das Nguyen Van Thieu-Regime sich nicht lange halten kann, deshalb bauten sie nicht, sondern arbeiteten vorläufig an der Stelle der heutigen Post bis zum Siegestag. Das heißt genau ein Jahr später.“

40 Jahre nach der Befreiung hat sich Saigon-Gia Dinh, das heute Ho Chi Minh Stadt heißt, viel geändert und entwickelt. Die Erfolge der Radiojournalisten von damals werden immer noch von den Nachfolgern beibehalten und verbreitet. Sie sind Geschichtszeugen des vietnamesischen Rundfunks, der eng mit der Geschichte des Landes verbunden ist.