(VOVworld) – Der indische Premierminister Narendra Modi ist am Donnerstag in Peking eingetroffen, die erste Station seiner Dienstreise in Ostasien. Der Besuch ist ein diplomatisches Ereignis, das gleichzeitig das Ende von Modis erstem Jahr im Amt markiert und dazu dient, die Handelszusammenarbeit zu verstärken. Ferner erwarten beide Staaten von diesem Besuch auch die Stärkung des politischen Vertrauens.
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Der indische Premierminister Narendra Modi. (Foto: AFP/VNA) |
Durch die Besuche hochrangiger Politiker kann man die Anstrengung zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Neu Delhi und Peking sehen. Das ist der vierte Besuch des indischen Premierministers innerhalb von zwölf Jahren. Umgekehrt haben hochrangige Politiker Chinas Indien schon sechs Mal besucht. China hat Xi’an, den Heimatort des Staatspräsidenten Xi Jinping in der Provinz Shaanxi für das Treffen ausgewählt. Das beweist, dass Peking das Treffen mit dem indischen Premierminister sehr hoch schätzt und die Streitigkeiten mit seinem Nachbarland, die es in der Vergangenheit gab, zurückstellen will.
Während dieses Besuchs wird Modi den chinesischen Staats- und Regierungschef treffen und an einer Wirtschaftskonferenz in Shanghai teilnehmen. Vereinbarungen im Wert von 20 Milliarden US-Dollar sollen während dieses Besuchs unterzeichnet werden.
Meinungsverschiedenheit in der Vergangenheit
In den vergangenen Jahrzehnten sind die Beziehungen zwischen Indien und China angesichts des Grenzstreits nicht immer stabil gewesen. In der Vergangenheit haben China und Indien schon drei Mal Kriege um den Grenzverlauf geführt und bis heute noch keine langfristige und stabile Vereinbarung erreicht. China hat bereits erklärt, Indien streite derzeit um 90.000 Quadratmeter mit China im Osten des Himalaya. Hingegen sagte Indien, China habe 38.000 Quadratmeter indisches Territorium im Westen des Hochlands Aksai Chin besetzt. Als der chinesische Staatspräsident Xi Jinping im September 2014 Indien besuchte, hatten die Armeen beider Länder eine Auseinandersetzung in Ladakh im Westen des Himalaya. Seither gibt es immer wieder neue Auseinandersetzungen. Im Februar 2015 zeigte sich China empört, als der indische Premierminister Modi an der Feier zum Gründungstag des umstrittenen Gebiets Arunachen Pradesh an der Grenze teilnahm. Peking hatte damals den indischen Botschafter einberufen, um eine Protestnote gegen diese Handlung zu überreichen. China lege großen Wert auf die Beziehungen zu Indien, und wünsche, dass Neu Dehli einerseits nichts unternehme, um die Lage an der Grenze zu verkomplizieren und andererseits die vorhandenen Probleme durch bilaterale Verhandlungen löse, hieß es von der chinesischen Seite.
Die Hürde für die bilaterale Zusammenarbeit
Trotz aller Streitigkeiten versuchen beide Staaten, in Wirtschaftsfragen zu kooperieren. Seit 2000 ist das Wachstum der Handelsbeziehung zwischen China und Indien jährlich um 29 Prozent gestiegen. Die Zusammenarbeit zwischen Indien und China ist eigentlich selbstverständlich, weil die Einwohner beider Länder zusammen ein Drittel der Weltbevölkerung ausmachen. Beide Länder sind Schwellenländer. In der Tat braucht China Indien um wirtschaftlich zu kooperieren und umgekehrt ist es genauso. Aber die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Indien und China ist bis heute nur auf multilateralen Foren zu spüren. Indien ist eine Großmacht in Asien aber kein großer Handelspartner von China. Laut Experten ist das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern zu niedrig, im Vergleich zu ihrem realen Potenzial. Um die wirtschaftliche Zusammenarbeit wie gewünscht vertiefen zu können, wissen beide Staaten, dass sie zahlreiche Herausforderungen überwinden müssen. Die größte Hürde für die bilateralen Beziehungen zwischen China und Indien sind die Grenzstreitigkeiten.
Zusammenarbeit und zugleich Konkurrenz
Trotz der Zweifel an der Strategie und obwohl sie die jeweils andere Seite als Gefahr betrachten, waren sowohl China, als auch Indien erfolgreich darin, den strategischen Konkurrenten stärker zu kontrollieren und die Zusammenarbeit auf viele Bereiche auszuweiten. China ist stark in der Herstellung von Waren und Infrastruktur. Währenddessen ist Indien stark in Dienstleistungen im IT Bereich. China ist stark in der Produktion von Maschinen und Ersatzteilen und Indien in Software. Beide Länder haben Nachfrage nach den Angeboten des Nachbarn, sie wollen die Stärken des anderen nutzen und sind sich darüber im Klaren, dass ein Konfklikt sich negativ auf die zukünftigen Beziehungen auswirken wird.
Der China-Besuch des indischen Premierministers Modi zielt also darauf ab, das politische Vertrauen zwischen Indien und China zu verstärken. Auf dem Weg eine Großmacht in der Welt zu werden, kann Peking ohne die Unterstützung von Neu Dehli nicht auskommen. Angesichts der politischen Spannungen und wirtschaftlichen Nachfrage müssen die beiden großen Länder in Asien zusammenarbeiten.