(VOVworld) – Am Mittwoch dem 5. Oktober tritt das Freihandelsabkommen zwischen Vietnam und der Eurasischen Wirtschaftsunion in Kraft. Dies stellt eine Wende für Vietnam dar, weil der Markt Russlands und der vier anderen beteiligten Länder der Union potenziell für Vietnam geeignet sind. Das Land sei bereit, die Chancen sowie Herausforderungen aus dem Abkommen anzunehmen.
Die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen zwischen Vietnam und der Eurasischen Wirtschaftsunion, bestehend aus Russland, Weißrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgistan, wurden im März 2013 gestartet. Am 29. Mai 2015 wurde das Abkommen in Kasachstan unterzeichnet.
Das Abkommen bestimmt die Aufgaben beider Seiten in der Liberalisierung des bilateralen Handels, der Investitionen sowie Bewegungen von Individuen. Beide Seiten verpflichteten sich, den Markt für 9927 unter die Zollbestimmungen fallende Produkte zu öffnen. Die Gruppe, für die man die Öffnung des Marktes nicht vorsieht, besteht aus 1433 Produkten.
Chancen für vietnamesischen Export
Fast 90 Prozent der Zölle für Importwaren werden abgeschafft oder reduziert. Dabei werden 59,3 Prozent sofort nach dem Inkrafttreten des Abkommens beseitigt. Das sind große Chancen für vietnamesische Unternehmen. Bei Textilien, einer starken Exportware Vietnams, werden 82 Prozent der Zölle reduziert, darunter 36 Prozent Zölle, die sofort nach dem Inkrafttreten des Abkommens aufgehoben werden. Schätzungsweise führt das Abkommen dazu, dass das Handelsvolumen beider Seiten für Textilien von derzeit 700 Millionen US-Dollar auf eine Milliarde US-Dollar innerhalb der kommenden zwei Jahre erhöht wird. Für Schuhe werden 77 Prozent der Zölle reduziert oder abgeschafft. Der Markt für 95 Prozent der Meeresfrüchteproduktion wird nach höchstens zehn Jahren vollständig geöffnet. Dazu Bui Huy Son, der Leiter der Behörde für Handelsförderung des Handelsministeriums:
„Das ist ein großer Vorteil für Vietnam, denn wir müssen nicht mit anderen Unternehmen konkurrieren. Die Eurasische Wirtschaftsunion besteht aus fünf Ländern mit 182 Millionen Verbrauchern. Die Wirtschaft der ganzen Union umfasst 2200 Milliarden US-Dollar und wir haben die Chance, diesen Markt zu erschließen. Wir haben auch die Chance, Investitionen und Technologien anzulocken, vor allem im Maschinenbau und der Chemieindustrie von Russland und Weißrussland.“
Dang Hoang Hai, der Leiter der Behörde für den europäischen Markt des Handelsministeriums, sieht die Eurasische Wirtschaftsunion auch als einen potenziellen Markt, der speziell für vietnamesische Produkte geeignet ist.
Unternehmen aktiv bei Nutzung von Vorteilen
Derzeit exportieren etwa 940 vietnamesische Unternehmen ihre Waren in die Eurasische Wirtschaftsunion. Hauptexportwaren sind Meeresfrüchte, Kaffee, Kautschuk, Tee, Reis, Cashewnüsse, Pfeffer, Textilien, Schuhe und Holzmöbel. Viele vietnamesische Unternehmen haben sich aktiv auf das Inkrafttreten des Abkommens vorbereitet. Dazu Dinh Tuan Anh, Generaldirektor der Ladoza Aktiengesellschaft.
„Um die Vorteile des Freihandelsabkommens mit der Eurasischen Wirtschaftsunion nutzen zu können, hat unsere Firma Maschinen und Materialen, wie Leder aus Indien, mit einem Zollsatz von null Prozent importiert. Derzeit suchen wir nach Partnern in Mexiko und wir exportieren dorthin Rucksäcke und Taschen. Dazu designen wir etwa 20 neue Produktmodelle für alle Märkte im Jahr 2017.“
Jedoch sollen sich vietnamesische Unternehmen besser auf die benötigte Infrastruktur vorbereiten. Nguyen Khanh Ngoc, die Vizeleiterin der Behörde für den europäischen Markt, warnt Unternehmen davor, jeden Zollsatz ausführlich zu analysieren, vor allem die Regelungen über die Herkunft. Außerdem sollen Unternehmen ein Lagersystem entwickeln, um Transportkosten zu reduzieren.
Das Freihandelsabkommen zwischen Vietnam und der Eurasischen Wirtschaftsunion ist eine große Chance für alle Seiten. Die Ausnutzung dieser Chancen fördert nicht nur den bilateralen Handel, sondern verstärkt auch die Kooperation zwischen Vietnam und den fünf Ländern der Union.