(VOVworld) – Wiegenlieder gibt es in Vietnam schon seit langer Zeit. Sie sind ein wertvoller Schatz der Nation. Durch Wiegenlieder werden kulturelle Werte der Vietnamesen von Generation zu Generation weiter gegeben. Sie lehren die jungen Menschen moralische Werte, nach denen sie ihr Leben ausrichten sollen. Die vietnamesischen Kulturbehörden sind stets bemüht, die Wiegenlieder wieder zu beleben und zu bewahren.
Wiegenlieder gehören zu den folkloristischen Gesängen der Vietnamesen. Sie werden von Generation zu Generation weiter gegeben. Kindern werden sie von ihren Müttern und Großmüttern ins Ohr geflüstet. Wiegenlieder sind oft kurze und einfache Sätze, unterlegt mit angenehmen Melodien. Sie beinhalten vor allem moralische Werte und Normen, die im Leben der Menschen eine wichtige Rolle spielen. Man findet oft auch Bilder des Alltaglebens wieder. Jede Region in Vietnam hat ihre eigenen Wiegenlieder. Das Hauptziel eines Wiegenliedes ist es, die Kinder in den Schlaf zu singen.
Wiegenlieder beinhalten auch die Wünsche der Eltern, dass ihre Kinder zu ihnen respektvoll sein und ein nützliches Leben führen sollen. Kinder spüren die Liebe sowie die Sorge ihrer Eltern und Großeltern.
„Liebes Kind, du sollst jetzt schnell und tief schlafen. Deine Mutter muss sich um den Reisanbau kümmern. Wenn sie einen Fisch fängt, wird sie ihn sicher nach Hause bringen und Dir eine gute Mahlzeit bereiten.“
Solche Wörter werden den Kindern beigebracht und sie verstärken die Liebe und den Respekt vor ihren Eltern und Großeltern. So leisten die Wiegenlieder einen Beitrag zur Bewahrung der vietnamesischen Kultur, sagte Künstler Pham Hong Phuong.
„Im Krieg musste ich nach Phu Tho, eine Provinz, die nördlich von Hanoi liegt. Da gab es oft keinen Strom. Die Kinder wurden von Eltern und Großeltern mit Wiegenliedern und Fächern in den Schlaf gesungen. Dabei massierten die Älteren den Kindern, der Melodie und dem Rhythmus folgend, leicht den Kopf oder den Rücken. Mütter und Großmütter mussten dafür keine professionellen Sängerinnen sein. Aber sie versuchten ihren Kindern, das Beste und ihre Liebe durch den Gesang der Wiegenlieder zu geben. Das sind unvergessliche Erinnerungen.“
Wiegenlieder sind schöne Lieder. Aber sie stehen kurz davor in Vergessenheit zu geraten. Viele Wiegenlieder werden in der Gegenwart schon nicht mehr gesungen, sagte Musikforscher Professor Tran Van Khe, der sein Leben der Forschung der folkloristischen Kultur Vietnams gewidmet hat.
„Im Jahr 1976 kehrte ich nach 25 Jahren im Ausland zurück nach Vietnam. Ich bereiste zu dieser Zeit die verschiedenen Regionen Vietnams. Doch hörte ich an vielen Orten keine Wiegenlieder mehr. Das ist schade, denn Wiegenlieder sind für Kinder die erste musikalische Erziehung, die sie von ihren Müttern erhalten. Wie die Muttermilch die Nahrung der Babys ist, sind die Wiegenlieder die folkloristische Nahrung für Kinder.“
Wiegenlieder existieren im Volksmund und spiegeln die Volksseele, sie werden von Generation zu Generation weitergegeben. Ein Wiegenlied hat deshalb oft viele Versionen, die aber immer eine ähnliche Melodie haben. Um Wiegenlieder zu bewahren, will das Kulturministerium jetzt mit lokalen Behörden zusammenarbeiten und auch ein Festival der Wiegenlieder veranstalten. Die Künstlerin Cao Thi Hien ist eine von denen, die sich sehr für die Bewahrung der Wiegenlieder engagieren.
„Wir machen Programme für junge Mütter und bringen ihnen die Melodien bei, die sie an ihre Kinder weitergeben sollen. Wiegenlieder bringen den Menschen die Liebe zum Vaterland bei. Sie sind derzeit leider der Gefahr ausgesetzt, vergessen zu werden. Wir bemühen uns daher, Wiegenlieder in der Bevölkerung in Erinnerung zu rufen und zu verbreiten.“
Wiegenlieder sind wie viele andere folkloristische Gesänge ein Kulturgut, das in Vietnam bewahrt werden muss. Der Künstler Pham Hong Phuong sagte, wir können und wollen nicht alles, was alt ist, bewahren. Aber was zum Schatz der Nation gehört, das müssen wir schützen und fördern. Wiegenlieder gehören bestimmt dazu.