Der Sudan nach einem Jahr des Konflikts

Quang Dung
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(VOVWORLD) - Am 15. April 2024 ist es ein Jahr her, dass der Konflikt im Sudan ausbrach. Nach einem Jahr befindet sich dieses ostafrikanische Land immer noch in einer Spirale der Gewalt, die Millionen von Menschen in eine humanitäre Tragödie stürzt. Währenddessen ist eine friedliche Lösung weiterhin nicht in Sicht. 
Der Sudan nach einem Jahr des Konflikts - ảnh 1Die sudanesischen Flüchtlinge in einem Krankenhaus in Adre in der Republik Tschad. (Foto: Reuters)
Der Konflikt im Sudan hat am 15. April letzten Jahres begonnen, als die sudanesische Armee und die Schnellen Unterstützungskräfte (RSF) um die Kontrolle über dieses ostafrikanische Land kämpften. Der Konflikt weitete sich von der Hauptstadt Khartum schnell auf weitere Orte des Landes aus.

Humanitäre Tragödie

Der Krieg um die Macht zwischen zwei Kräften, die einst Verbündete waren, stürzte den Sudan ins Chaos, als die Wirtschaft und die staatlichen Institutionen des Landes am Rande des Zusammenbruchs standen. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat der Konflikt im Sudan im vergangenen Jahr fast 15.000 Menschen das Leben gekostet und Hunderttausende weitere verletzt. Mehr als 8,5 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Etwa 1,8 Millionen Menschen davon mussten in die Nachbarländer des Sudan fliehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verkündete, dass das Gesundheitssystem im Sudan aufgrund eines gravierenden Mangels an medizinischem Personal sowie Medikamenten, Impfstoffen, Ausrüstung und medizinischem Material zusammenbricht. Etwa 70 bis 80 Prozent der medizinischen Einrichtungen im Sudan funktionieren aufgrund der Kämpfe nicht mehr. Einige Bundesstaaten haben seit einem Jahr kein medizinisches Material mehr erhalten.

Noch schlimmer ist, dass der Konflikt den Sudan in eine verheerende humanitäre Krise gestürzt hat. Die Integrierte Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphasen (IPC) der Vereinten Nationen schätzte am 29. März, dass fast 5 Millionen Sudanesen schwer unterernährt sind, davon 3,6 Millionen Kinder unter 5 Jahren und 1,2 Millionen schwangere und stillende Frauen. Laut IPC ist etwa die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit und akuter Unterernährung bedroht, wenn die Feindseligkeiten nicht sofort eingestellt und die humanitäre Hilfe nicht verstärkt werden. Laut Justin Brady, Direktor des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Einsätze (OCHA) im Sudan, ist die Tragödie für Kinder besonders alarmierend.

„Dieser Krieg ist besonders hart für Kinder. Schätzungsweise leiden 730.000 Kinder an schwerer akuter Unterernährung. Ohne dringende Hilfe könnten in den kommenden Wochen und Monaten mehr als 200.000 Kinder an lebensbedrohlichem Hunger sterben.“

Die Hilfsaktivitäten im Sudan stehen derzeit vor vielen Herausforderungen, da der Konflikt im Sudan kompliziert ist. Die Bürokratie und die zerstörte Infrastruktur erschweren die Verteilung von Hilfsgütern. Noch besorgniserregender ist, dass sich die Krise im Sudan auf andere Nachbarländer auswirkt. Dazu Michael Dunford, Regionaldirektor für Ostafrika des UN-Ernährungsprogramms (WFP):

„Die sudanesischen Flüchtlinge strömen in den Tschad und den Südsudan, die sich bereits in einem Zustand extremer Instabilität befanden. Der Südsudan musste mehr als 600.000 sudanesische Flüchtlinge aufnehmen, während 75 Prozent der Bevölkerung dieses Landes humanitäre Hilfe benötigen. Daher ist es für den WFP und andere Organisationen unmöglich, alle Bedürfnisse zu erfüllen.“

Der Konflikt war vergessen

Trotz der humanitären Tragödie im Sudan stößt die Hilfe für die Zivilisten in dem ostafrikanischen Land noch immer auf Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft. Nach Angaben der Vereinten Nationen benötigen ihre humanitären Organisationen in diesem Jahr mindestens 2,7 Milliarden US-Dollar, um die 24 Millionen Menschen im Sudan mit Nahrungsmitteln und medizinischem Material zu versorgen sowie andere Bedürfnissen zu befriedigen. Die Statistiken von OCHA zeigen jedoch, dass sich die Geber bis Ende März dieses Jahres lediglich dazu verpflichtet hatten, 145 Millionen US-Dollar für den Sudan bereitzustellen, was nur etwa 5 Prozent des Bedarfs entspricht.

Unterdessen sind die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, eine Lösung zur Beendigung des Konflikts und eine politische Lösung für den Sudan zu finden, immer noch in einer Sackgasse. Einige Länder kritisieren sich weiterhin gegenseitig dafür, dass sie sich in den Konflikt im Sudan einmischen. Dies verkompliziert die Situation im Sudan.

In unmittelbarer Zukunft beeinträchtigt der Konflikt im Sudan direkt die Beziehungen zwischen diesem Land und dem Südsudan. Der Konflikt im Sudan führt zu einer zunehmenden Instabilität an der Grenze zwischen den beiden Ländern und zerstört gleichzeitig wirtschaftliche Kooperationsaktivitäten, darunter die Pipelines von den südsudanesischen Ölfeldern über Khartum nach Port Sudan am Roten Meer. Beobachter warnen, dass die beiden Länder wieder in einen Zustand der Feindseligkeit wie in den Vorjahren verfallen könnten, falls der Konflikt im Sudan andauert. Dies wird die Region in ein neues ernsteres Chaos stürzen.