(VOVworld) – Die Volksgruppe der San Chi betrachtet Bücher und Bilder für den Ahnenkult als ihr äußerst wertvolles Eigentum. Für jede Gebetszeremonie benutzen die San Chi ein eigenes Gebet. Man kann die Bilder auf dem Altar nicht einfach aufhängen, sondern muss dafür ein Ritual durchführen.
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Das Altar der Volksgruppe der San Chi der Provinz Bac Kan. (Foto: backantv.vn) |
Die San Chi besitzen ein wertvolles Gebetbuch. Jedes Gebet wird in Nom-Schrift geschrieben. Die San Chi bewahren ihr Gebetbuch sehr sorgfältig auf. Außerhalb der Zeremonien wird dieses Buch in einer schönen Schachtel auf dem Altar aufbewahrt. In der Familie dürfen nur die Männer oder der Hausbesitzer das Gebetbuch nutzen, sagt Doktor Tran Binh, ein Dozent an der Hanoier Kulturhochschule:
„Bei dem Ahnenkult der Familie spielt das Gebetbuch, das wir als Leichenrede bezeichnen, die wichtigste Rolle. Jede Familie hat eine eigene Schachtel, in der alle Bücher aufbewahrt werden, darunter das Gebetbuch, das Buch für Trauer- und Hochzeitsfeier oder das Buch für folkloristische Liedtexte. Es gibt Familien, die bis zu 50 derartiger Bücher besitzen. Es ist aber schade, dass die Kinder die Nom-Schrift in diesen Büchern nicht mehr lesen können. Auch viele Forscher kennen diese Schrift nicht.“
Im Dorf der Volksgruppe der San Chi können nicht alle Menschen die Inhalte des Gebetbuchs lesen und das Gebet sprechen. Dies bereitet vielen Menschen Sorge, darunter dem Lehrer Lam Van Oanh aus dem Kreis Luc Ngan:
„Es gibt viele Arten des Gebetbuchs. Beispielsweise das Gebetbuch für die Vorfahren, die Gemeinschaft, oder für das Dorf. In jeder Familie soll ein Mitglied von dem Schamanen des Dorfes lernen, wie man das Gebetbuch lesen und das Gebet sprechen kann. Derzeit ist die Zahl der Schamanen nicht hoch. Deshalb müssen die jungen Menschen selbstständig lernen und dazu beitragen, dass das Gebetbuch nicht in Vergessenheit gerät.“
Neben dem Gebetbuch sind die Bilder für den Ahnenkult ein wertvolles Gut der San Chi. Die Inhalte dieser Bilder sind vielfältig. Zum Thema Landschaft gibt es Bilder mit Wolken, Regen, Blitz und Donner. Und beim Thema Religion sieht man Bilder über die Heiligen und Buddha. Durch die Bilder kann man erfahren, dass die San Chi beispielsweise die Heiligen der Landwirtschaft, der Viehzucht oder der Medizin verehren. Die Bilder für den Ahnenkult spielen eine äußerst wichtige Rolle im geistigen Leben der San Chi. Sie symbolisieren den heiligen Raum im Haus der San Chi, sagt Doktor Tran Binh weiter.
“Die Bilder werden in drei Schichten gemalt und zwar dem Wasserraum, Himmelraum und unterirdischen Raum. Wenn man zum Gott des Himmels beten will, muss man für ihn den Himmelraum schaffen. Für das Gebet im Buddhismus muss man Bilder über Buddhas aufstellen. Für den Lebensraum auf der Erde malt man die Tiere. Für den Wasserraum gibt es Bilder über den Drachenkönig.“
Die San Chi hängen Bilder der Heiligen der Landwirtschaft und der Viehzucht an der Tür des Haupteingangs des Hauses sowie in der Mitte des Platzes des Hausbesitzers auf. Unter die Bilder wird ein neuer Reiskorb gestellt. Nach der Auffassung der San Chi stehen die Bilder der Heiligen der Landwirtschaft und der Viehzucht für die Harmonie zwischen Yin und Yang. Neben der Nutzung der Bilder für wichtige Rituale wie Trauerfeier, Hochzeitsfeier oder die Feier für die Markierung des Erwachsenwerdens der Jungen hängen die San Chi außerdem Bilder am Neujahrsfest auf, um für Glück und Wohlstand zu beten.