Die Zeit von Ende Mai bis Anfang Juni ist für Lotusteehersteller die beschäftigste Zeit des Jahres. (Foto: Minh Duc/VTC News) |
In diesen Tagen ist der Westsee lebhafter als sonst, denn die Lotusfelder stehen in voller Blüte. Die Lotussaison in Hanoi dauert nur von Mai bis Juli. Aber sie ist die am meisten erwartete Blütezeit des Jahres, weil die Lotusblume als Symbol für Reinheit, Anmut und einen unvergesslichen, zarten Duft gilt.
Wer frühmorgens auf der Straße um den Westsee herum spazieren geht, kann die frische Luft einatmen und den betörenden Duft der Blüten genießen sowie die malerischen Lotusfelder bewundern. Viele junge Leute nutzen den frühen Morgen, um Lotusblumen zu kaufen oder Fotos mit den Blüten zu machen. Dazu sagt die Stadtbewohnerin Dang Trang Thuy.
„Die Lotussaison in Hanoi hat eine sanfte Schönheit. Der Duft der Lotusblüten, die Straßenverkäuferinnen mit ihren Lotuskörben und die Lotusfelder am Westsee – all das ruft eine ganz besondere Atmosphäre heran, die typisch für die Hauptstadt Hanoi ist. Fotos mit Lotusblumen strahlen stets eine zarte und klassische Schönheit aus.“
Der im Westsee angebaute Lotus ist hauptsächlich ein Bach-Diep-Lotus. (Foto: Minh Duc/VTC News) |
In Hanoi gibt es viele Lotusfelder, doch nur die Lotusblüten am Westsee oder an einigen Teichen, die Wasser aus dem Roten Fluss erhalten, verfügen über einen besonders intensiven und charakteristischen Duft, der ideal für die Herstellung von Lotustee ist.
Sobald die Bach-Diep-Lotusblüten vollständig erblühen und gleichmäßig groß sind, beginnt die Familie von Nguyen Van Truyen mit der Teeproduktion. Jede einzelne Blüte wird dabei mit großer Sorgfalt behandelt, um daraus den hochwertigen Lotustee herzustellen. Dazu Truyen.
„Nach 6 Uhr morgens blühen die Lotusblüten vollständig, wodurch ein Großteil ihres Dufts verloren geht und beim Transport die Blütenblätter leicht abfallen. Deshalb müssen die Blüten vor 6 Uhr gepflückt werden. Je länger Wasser und Nährstoffe im Stiel der Lotusblume bleiben, desto besser ist die Qualität der Blüte. Das ist das Geheimnis einiger erfahrener Familien, die seit Generationen Lotusblüten sorgfältig ernten und verarbeiten.“
Lotustee wird auf zwei Arten zubereitet: durch direktes Einlegen und durch das Aromatisieren mit Lotusstaubblättern. Beim direkten Einlegen wird der Tee in eine Lotusblüte gefüllt und am nächsten Morgen wieder entnommen. Die Lotusstaubblätter enthalten den charakteristischen Duft der gesamten Blüte. Bei dieser Methode wird der Tee Schicht für Schicht mit den Blütenstaubblättern aromatisiert. Für ein Kilogramm Lotustee werden etwa 1.000 Lotusblüten benötigt. Jede Familie hat dabei ihr eigenes Verfahren zur Aromatisierung. Lotustee zeichnet sich durch ein besonders feines Aroma aus und spiegelt die kunstvolle Teekultur der Menschen in Hanoi wider. Nguyen Van Truyen erklärt:
Ein Schritt zur Zubereitung von Lotustee. (Foto: Vien Minh/VTC News) |
„Der Tee wird je nach Familienrezept mit Lotusstaubblättern aromatisiert. Wenn der Tee den Duft aufgenommen hat, wird er sorgfältig getrocknet und dann erneut aromatisiert. Dieser Prozess kann sich bis zu sieben Mal wiederholen.“
Für Tran Dieu Thuy, eine Liebhaberin der Lotusblume, bringt der Duft des Lotus eine tiefe innere Ruhe und erfüllt die Seele mit Gelassenheit. Deshalb steht sie in jeder Lotussaison früh auf und geht zum Westsee, um die frischen und schönen Lotusblüten auszuwählen und mit nach Hause zu nehmen. Tran Dieu Thuy sagt:
„Lotusblumen in der Vase zu arrangieren ist ein ganz besonderes Vergnügen. Wenn man morgens aufwacht und der Duft der Lotusblüten das ganze Haus erfüllt, bringt das eine sanfte Atmosphäre und hilft sehr gut, Stress zu lindern. Man muss nur in diesem Raum den Duft genießen und eine Tasse Tee trinken, dann fühlt man sich unglaublich wohl und entspannt.“
Die Lotussaison ist zwar kurz, doch sie hinterlässt tiefe Emotionen bei denjenigen, die diese Blume lieben.