Wettlauf weltweit um humanitäre Hilfe für Gaza

Quang Dung
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(VOVWORLD) - Die internationale Gemeinschaft befindet sich derzeit in einem Wettlauf um die Eröffnung von Korridoren für humanitäre Hilfe für den Gazastreifen, da sich die Lage in diesem Gebiet jeden Tag verschlechtert. Hunderttausende Menschen in Gaza stehen derzeit vor der Gefahr einer ständigen Hungersnot.
Wettlauf weltweit um humanitäre Hilfe für Gaza - ảnh 1Hilfsgüter werden von einem belgischen Flugzeug über den Gazastreifen abgeworfen. (Foto: Belgian Defence Ministry/Handout via REUTERS)

Seit Ende Juli haben viele Länder wie Frankreich, die Vereinigten Arabischen Emiraten, Belgien, Ägypten und Deutschland über eine Luftbrücke Nahrungsmittel und medizinische Hilfsgüter im Gaza abgeworfen, da viele andere humanitäre Korridore weiterhin blockiert sind.

Düsteres Bild über humanitäre Hilfe

Am 26. Juni hat Israel eine „taktische Pause“ des Militäreinsatzes im Gazastreifen zu humanitären Zwecken verkündet. Laut Statistik vieler Länder haben seit der Ankündigung Israels bis zum 4. August 675 Paletten von Lebensmitteln und Medikamenten über Gaza abgeworfen. 

Zuvor hatte das israelische Verteidigungsministerium bekannt gegeben, dass in der vergangenen Woche 1.200 Lastwagen mit über 23.000 Tonnen humanitäre Hilfsgüter nach Gaza gelangten. Jedoch ist die Menge der gelieferten Hilfsgüter im Vergleich zum tatsächlichen dringenden Bedarf im Gazastreifen heute noch zu gering. Dort sind 2,3 Millionen Menschen auf ausländische Nothilfe angewiesen. 

Laut dem Notfalldirektor des Welternährungsprogramms (WFP), Ross Smith, muss allein das WFP täglich 100 Lastwagen nach Gaza abfertigen. Auch viele andere humanitäre Organisationen mussten ihren eigenen Warentransport durchführen. Trotzdem konnte die Zahl der Lastwagen mit Hilfsgütern lediglich mehr als 30 Prozent des Bedarfs in Gaza decken.

Angesichts dieser Situation hat sich die humanitäre Hilfe in Gaza zunehmend verschlechtert. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind in Gaza seit Beginn dieses Jahr bereits 74 Menschen an Mangelernährung gestorben, allein 63 davon im Juli. Daten aus der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) zeigen, dass sich die Menschen im Gazastreifen in der „schlimmsten humanitären Katastrophe aller Zeiten“ befinden und „am Rande einer Hungersnot“ stehen. Der IPC-Bericht zeige den schlechtesten Stand der Indikatoren für Lebensmittelkonsum und Ernährung seit dem Ausbruch des Konflikts zwischen der Hamas im Gazastreifen und Israel im Oktober 2023, so Ross Smith weiter:

„Es ist eindeutig eine Katastrophe, die sich vor unseren Augen undauf unseren Fernsehbildschirmen abspielt. Es ist keine Warnung, sondern ein Aufruf zum Handeln. Dies unterscheidet sich von allem, was wir in diesem Jahrhundert erlebt haben. Das erinnert an frühere Katastrophen in Äthiopien oder Biafra im letzten Jahrhundert. Es ist klar, dass wir jetzt dringend handeln müssen.“

Internationaler Druck

Angesichts der dringenden Situation in Gaza versuchen die Länder und internationale Organisationen derzeit, die katastrophale Lage vor einer Verschlimmerung zu verhindern. Beobachtern zufolge liegt die Lösung der aktuellen Krise im Gazastreifen darin, nachhaltige humanitäre Korridore einzurichten und aufrechtzuerhalten. Die Luftbrücke von Hilfsgütern durch viele Länder gilt lediglich als vorübergehende Lösung.

Laut dem UN-Koordinationsbüro für humanitäre Hilfe und vielen Organisationen muss die internationale Gemeinschaft ausreichend Druck auf die Regierung und das Militär Israels ausüben, um die Beschränkungen zu lockern, damit die Hilfe den Gazastreifen reibungslos erreichen kann.

Der Direktorin des britischen Forschungsinstituts Chatham House, Bronwen Maddox, zufolge haben viele israelische Verbündete im Westen wie Frankreich, Großbritannien und Kanada vor kurzem angekündigt, dass sie bei der UN-Generalversammlung im September in New York den palästinensischen Staat anerkennen werden. Dies zeige, dass selbst die traditionellen Verbündeten Israels es schwer finden, die humanitäre Krise im Gazastreifen zu akzeptieren, auch wenn die Anerkennung eines palästinensischen Staates derzeit nur symbolischen Charakter habe, erklärt Maddox weiter:

„Ich denke, das Bild der Lage, die sich zurzeit im Gazastreifen ereignet, ist selbst für die mit Israel befreundeten Länder erschreckend. Dadurch haben sie die symbolische Kraft, stärker als in der Vergangenheit, deutlich gemacht.“

In einer Erklärung vom 27. Juli kündigte die israelische Armee an, dass sie ihre täglichen Militäroperationen in den Gebieten Al-Mawasi, Deir al-Balah und einem Teil von Gaza-Stadt, wo es seit März keine Bodenoperationen mehr gegeben hat, von 10 bis 20 Uhr (Ortszeit) einstellen werde. Außerdem würden von 6 bis 23:00 Uhr Ortszeit Korridore eingerichtet, um die sichere Durchfahrt von Konvois zu ermöglichen. Jedoch teilte Olga Cherevko, Mitarbeiterin beim Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit, dass die Kontrolle an israelischen Sicherheitskontrollpunkten immer noch zu lang sei und zwei bis drei Stunden dauerte. Daher könnten viele Konvois den von Israel bestimmten Zeitrahmen für die Verteilung der Hilfsgüter nicht einhalten.