Afghanistan nach einem Jahr Taliban-Herrschaft

Ba Thi
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(VOVWORLD) - Am 15. August 2021, nur einige Tage nach dem Abzug der US-Armee aus Afghanistan, marschierten die Taliban ins Land ein und haben seitdem die Kontrolle über das Land. Ein Jahr nach diesem Ereignis steht Afghanistan vor zahlreichen Schwierigkeiten. Das Leben der Bewohner, vor allem der Frauen, wird stark beeinträchtigt. 
Afghanistan nach einem Jahr Taliban-Herrschaft - ảnh 1Etwa 95 Prozent der Afghanen haben nicht genug Lebensmittel. (Foto: Reuters)

Ein leeres Staatsbudget und eine humanitäre Katastrophe bedrohen das Leben von Millionen von Bewohnern. So bewerten internationale Organisationen und Experten die derzeitige Lage in Afghanistan, nach einem Jahr Taliban-Herrschaft.

Zahlreiche Schwierigkeiten

In einem Brief an US-Präsidenten Joe Biden und Finanzministerin Janet Yellen am 10. August haben 71 Wirtschaftswissenschaftler und Entwicklungsexperten vor einer Zuspitzung der wirtschaftlichen und humanitären Krise in Afghanistan  gewarnt. Diese Experten, darunter US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz und der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis, zeigten sich „zutiefst besorgt über die sich in Afghanistan entwickelnde wirtschaftliche und humanitäre Katastrophe und insbesondere die Rolle der US-Politik“. Laut Weltbank sind 70 Prozent der afghanischen Haushalte 2022 nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Mehr als die Hälfte der Menschen hungert, darunter 13 Millionen Kinder. Etwa drei Millionen Kinder unter fünf Jahren stehen vor der Gefahr der Unterernährung. 

Zuvor haben zahlreiche Organisationen und Experten Berichte und Statistiken über die schlechte Wirtschaftslage und den Mangel an Lebensmitteln in Afghanistan veröffentlicht. Die deutsche Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte Ende 2021, Afghanistan steuere „in die größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit“.

Der Hauptgrund dieser Lage ist die starke Reduzierung der Hilfe anderer Länder für Afghanistan, seit der Machtübernahme der Taliban. Die Taliban sind aber schlecht in der Verwaltung des Landes und in der Förderung wirtschaftlicher Aktivitäten. Zudem verhängen die Taliban immer mehr brutale Regeln nach dem islamischen Gesetz Scharia auf Frauen. Dadurch verliert das Land viele Arbeitskräfte und auch die Produktionsaktivitäten geraten durcheinander.

Es braucht gemeinsame Hilfe der Weltgemeinschaft

Den Experten zufolge ist die derzeitige Lage nicht günstig für die Verstärkung der internationalen Hilfen für Afghanistan. Denn fast alle großen Wirtschaften müssen ihre Mittel zur Lösung wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Inland wegen der Covid-19-Pandemie und des Russland-Ukraine-Konfliktes mobilisieren. 

Die Weltgemeinschaft soll ihre Hilfe für Afghanistan verstärken. Am 15. August rief das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Regierungen und Sponsoren auf, Hilfe für afghanische Organe wiederherzustellen, um die dortige humanitäre Krise zu lösen.

Das IKRK ist eine der wenigen internationalen Organisationen, die Hilfe für Afghanistan noch beibehalten. Das IKRK hilft etwa 33 Krankenhäusern finanziell, damit sie ihre Funktionen fortsetzen und das Gehalt für Mitarbeiter bezahlen können. Der IKRK-Generaldirektor Robert Mardini betonte, das sei keine nachhaltige Lösung. Denn humanitäre Organisationen könnten staatliche Behörden nicht ersetzen.

Internationale Aktivisten riefen die USA und Europa auf, gesperrte neun Milliarden US-Dollar Afghanistans nach der Machtübernahme der Taliban freizugeben. Diese Gelder würden der afghanischen Zentralbank helfen, die Funktion des Finanzsystems zu gewährleisten, den Zusammenbruch der ganzen Wirtschaft zu vermeiden und eine Zuspitzung der wirtschaftlichen und humanitären Katastrophen in Afghanistan zu verhindern.