Palästinenser versammeln sich, um von einer Wohltätigkeitsküche zubereitetes Essen zu erhalten. (Foto: REUTERS/Mahmoud Issa) |
Am 7. Oktober 2023 hat die israelische Armee eine Militäroperation gegen den Gazastreifen gestartet, der damals unter der Kontrolle der Hamas stand. Damit reagierte sie auf eine Reihe früherer Angriffe der Hamas auf viele israelische Dörfer, bei denen Soldaten getötet und Geiseln entführt wurden.
Schlimme Situation
Zwei Jahre nach dem Ausbruch des Konfliktes erlebt der Gazastreifen gerade eine der schwersten humanitären Katastrophen seit Jahrzehnten. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde des Gazastreifens wurden bis zum 6. Oktober 2025 mehr als 67.000 Menschen getötet und fast 170.000 verletzt. Etwa 80 Prozent davon sind palästinensische Zivilisten, wobei Frauen und Kinder die Mehrheit ausmachen. Auch die israelischen Opferzahlen gingen in die Tausende. Allein beim Hamas-Anschlag vom 7. Oktober 2023 wurden fast 1.200 Menschen getötet. Hunderte Menschen wurden entführt, viele von ihnen starben in der Gefangenschaft. Auch die Infrastruktur des Gazastreifens wurde fast vollständig zerstört. Die Weltgesundheitsorganisation berichtete, dass aufgrund eines ernsthaften Mangels an medizinischem Material derzeit nur noch 14 von 36 Krankenhäusern im Gazastreifen teilweise betriebsbereit sind.
Die UNO erklärte unterdessen, dass in Gaza eine Hungersnot herrsche und 500.000 Menschen von einer „katastrophalen“ Hungersnot betroffen seien. Ende September lag diese Zahl bei fast 650.000 Menschen, was etwa einem Drittel der Bevölkerung dieses Gebiets entspricht. UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagt:
„Was derzeit in Gaza passiert, ist schrecklich. Wir erleben die massive Zerstörung der Wohnviertel und von Gaza-Stadt. Wir erleben ein massives Töten von Zivilisten, wie ich es seit Anfang meiner Amtszeit in keinem anderen Konflikt erlebt habe.“
Der Konflikt im Gazastreifen hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die regionale Sicherheitslage und hat die internationalen Beziehungen grundlegend verändert. Die Gewalt im Gazastreifen hat weitere schwere Konflikte im Nahen Osten ausgelöst, vor allem zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon und insbesondere der zwölftägige direkte Konflikt vom 13. bis zum 25. Juni zwischen Israel und dem Iran. Es handelte sich um die schwerste Konfrontation zwischen den beiden Ländern seit Jahrzehnten, bei der auch die USA direkt militärisch beteiligt waren. Auf der Weltebene haben die Unzufriedenheit mit der harten Politik Israels sowie die humanitäre Tragödie im Gazastreifen dazu geführt, dass eine Reihe von westlichen Verbündeten Israels den Staat Palästina anerkannt haben, was Israel in die Isolation getrieben hat. Dazu Expertin Sanam Vakil, Direktorin des Nahost- und Nordafrika-Programms bei Chatham House Institute in Großbritannien:
„Die Konsequenz des militaristischen Vorgehens Israels, dessen Ende nicht abzusehen ist, ist der Rückschlag, den Israel international und regional erlitten hat. Israel ist heute isolierter als vor Jahrzehnten.“
Licht am Ende des Tunnels
Auf allen betroffenen Seiten wächst derzeit der Druck, den Konflikt sofort zu beenden. In den USA und vielen verbündeten Ländern Israels in Europa wächst die öffentliche Empörung über die humanitäre Tragödie im Gazastreifen. Dies birgt die Gefahr sozialer Instabilität in diesen Ländern selbst und zwingt die Regierungen, sich stärker für die Suche nach einer Lösung für Gaza einzusetzen. Auch innerhalb Israels kommt es immer stärker zu Protesten, die von der Regierung verlangen, bald eine Einigung mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln und zur Beendigung des Konflikts zu erzielen.
In diesem Zusammenhang kündigte US-Präsident Donald Trump am 29. September einen 20-Punkte-Friedensplan für Gaza an. Im Mittelpunkt des Plans stehen der Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, die Entwaffnung der Hamas und die Übergabe der vorübergehenden Verwaltung des Gazastreifens an ein internationales Friedenskomitee. Trump erklärte, dass im Falle einer Zustimmung der Parteien zu dem Abkommen sofort ein Waffenstillstand in Gaza in Kraft treten und mit dem umfassenden Wiederaufbau vom Gazastreifen begonnen werden könne.
Beobachtern zufolge ist der Gaza-Plan von US-Präsident Trump für die Parteien die bislang beste Chance, den Gaza-Konflikt wirklich zu beenden.
Laut Amjad Iraqi, einem Analytiker für Israel und Palästina bei der International Crisis Group (ICG) mit Sitz in Brüssel, sollten die Parteien jedoch die Position der Palästinensischen Autonomiebehörde zur politischen Lösung für Gaza klären, damit dieser Plan nachhaltig umgesetzt werden kann.
Israel hat sich vorerst auf die vorläufige Rückzugslinie im Gazastreifen geeinigt. Auch die Hamas ist mit einigen zentralen Punkten einverstanden, darunter die Freilassung der Geiseln. Am Montag führten Vertreter Israels und der Hamas im ägyptischen Kairo zudem indirekte Verhandlungen über den 20-Punkte-Friedensplan. Dies eröffnet die Aussicht auf weitere Fortschritte in den kommenden Tagen.