Das Fest der Regensaison der Ha-Nhi-Volksgruppe dauert normalerweise vier Tage. Am ersten Tag, nach dem Gebet an die Vorfahren, hängen die Familien der Ha-Nhi-Volksgruppe eine Schaukel in der Mitte des Hauses auf. Mit dieser Schaukel können nur die Kinder in der Familie spielen. Vor den Häusern der Ha-Nhi-Volksgruppe im Dorf für ethnische Minderheiten in Dong Mo steht eine riesige Schaukel, die etwa sieben Meter groß ist. Alle Mitglieder der Ha-Nhi können hier mit dieser Schaukel spielen.

Die Frauen singen und jubeln dem jungen Ma Ly Pha zu, der gerade die Schaukel errichtet. Sechs Bambussäulen werden auf dem Boden festgemacht. Während Pha die Schaukel errichtet, legt seine Frau einen Zweig hinter die Schaukel. Nach Auffassung der Ha-Nhi kann dieser Baumzweig den Platz weihen und damit böse Geister verjagen. Dazu sagt Vu Phuong Thao, Mitarbeiterin des Kulturzentrums der Provinz Lai Chau.

„Der Baumzweig wird böse Geister fernhalten, bevor die Menschen die Schaukel benutzen. Damit wir sicher spielen, feiern und schaukeln können und niemand fällt oder einen Unfall hat.“

Nachdem die Schaukel fertig wird, führt der Dorfvorsteher ein Ritual durch, um böse Geister zu bannen. Vu Phuong Thao weiter.

„Bevor das Ritual stattgefunden hat, darf niemand die Schaukel benutzen. Danach gibt es kein Tabu.“

Am Schaukelspiel sollen sich immer zwei Menschen beteiligen. Einer steht und der andere sitzt auf der Schaukel. Beide werden von den Zuschauern angefeuert. Go Nhu aus der Gemeinde Ka Lang in der Provinz Lai Chau hat daran teilgenommen.

„Der Mensch, der steht, muss mit seiner ganzen Kraft die Schaukel hochheben. Wenn die Schaukel stark hin- und herschwingen kann, werden die Spieler nach der Auffassung der Ha-Nhi viel Glück in diesem Jahr für sich und ihre Familie bekommen.“

Ma Ly Pha aus der Gemeinde Ka Lang in der Provinz Lai Chau erzählt, dass das Schaukelspiel sei für die Ha-Nhi kein normales Spiel, sondern damit wollen die Ha-Nhi sich bei Gott entschuldigen.

„Früher, so haben unsere Vorfahren erzählt, haben wir beim Reisanbau die Natur, den Boden und den Gott belastet. Aus diesem Grund müssen wir nach der Ernte eine Schaukel machen, um uns zu entschuldigen. Die Ha-Nhi respektiert die Natur und den Gott immer. Und sie will mit dem Schaukeln ihre Dankbarkeit gegenüber der Natur und dem Gott äußern.“

Nur während des Festes der Regensaison dürfen die Ha-Nhi die große Schaukel errichten und benutzen. Nach dem Fest muss die Schaukel abgebaut werden. Und erst zur nächsten Regensaison, im nächsten Jahr, darf man wieder schaukeln.