Professor Guy Marks von der University of New South Wales. (Foto: benhvien108.vn)

In seinem Vortrag auf der internationalen Wissenschaftskonferenz „Anwendung von Big Data und Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen“, die kürzlich in Hanoi stattfand, erklärte Prof. Guy Marks von der University of New South Wales (Australien), dass die moderne Medizin weltweit bereits große Errungenschaften erzielt habe. Angesichts der wachsenden Anforderungen an die Gesundheitsversorgung seien jedoch weitere wissenschaftliche Durchbrüche im Bereich der Biomedizin notwendig. Künstliche Intelligenz spiele dabei eine wichtige Rolle, um dieses Ziel zu erreichen.

„Wir haben große Fortschritte in der Physiologie und in allen Bereichen der Humanbiologie erzielt. Dennoch stehen wir heute vor einem äußerst komplexen System. Nicht nur der menschliche Körper selbst ist komplex, sondern auch die Umwelt. Daher brauchen wir neue Ansätze, um die Qualität und Effizienz der medizinischen Versorgung zu verbessern. Im 21. Jahrhundert verfügen wir über zahlreiche moderne Werkzeuge, um dies zu erreichen – beispielsweise fortschrittliche Testplattformen, Daten aus klinischen Studien und vor allem die Künstliche Intelligenz.“

Vietnam ist ein Land mit über 100 Millionen Einwohnern – eine wertvolle Datenquelle für die KI-Anwendung. Darüber hinaus unterstützt die Regierung intensiv das nationale Programm zur digitalen Transformation, und inländische Technologieunternehmen entwickeln zunehmend KI-Systeme für den medizinischen Bereich. Einige große Krankenhäuser wie das Bạch-Mai-Krankenhaus, das E-Krankenhaus und das Viet-Duc-Krankenhaus nutzen bereits KI, um die Qualität des medizinischen Service zu verbessern.

Der Direktor des Militärkrankenhauses 108, Brigadegeneral, Professor Le Huu Song. (Foto: benhvien108.vn)

Allerdings gibt es bei der Einführung von KI im Gesundheitswesen noch zahlreiche Herausforderungen, erklärte der Direktor des Militärkrankenhauses 108, Brigadegeneral, Professor Le Huu Song.

„Die erste Herausforderung liegt in der technologischen Grundlage, insbesondere in der Infrastruktur. Die zweite betrifft die Daten. Nicht alle großen Datenmengen sind sauber oder wertvoll. Tatsächlich verfügen noch nicht alle Krankenhäuser über elektronische Patientenakten. Allein die Umstellung auf elektronische Patientenakten erfordert Standardprozesse, sowohl im medizinischen Fachbereich als auch im Management. Doch sind derzeit nicht alle Organisationen wirklich motiviert, sich an diesem Standardisierungsprozess zu beteiligen.“

Der Direktor für KI-Beratung bei FPT Digital, Ha Quang Hai. (Foto: benhvien108.vn)

KI sorgt derzeit weltweit für bahnbrechende Fortschritte im Gesundheitswesen.
Technologien wie Machine Learning und Deep Learning unterstützen Ärzte dabei, präzisere und schnellere Entscheidungen zu treffen. KI-Chatbots werden bereits eingesetzt, um erste Gesundheitsberatungen anzubieten. Darüber hinaus wird KI auch im Management und im Vertrieb von Arzneimitteln angewendet. Das erklärte der Direktor für KI-Beratung bei FPT Digital, Ha Quang Hai.

„KI spielt eine entscheidende Rolle bei der Senkung der Betriebskosten von Apotheken. So setzt beispielsweise Dr. Maxx, eine große Apothekenkette in Europa, KI im Kundenservice ein. Dadurch konnte das Unternehmen die Betriebskosten um 52 Prozent senken, ohne die Qualität der Dienstleistungen zu beeinträchtigen. Umfragen zeigen, dass die Kundenzufriedenheit mit der Betreuung durch KI ebenso hoch ist wie mit der direkten Betreuung durch Mitarbeiter. Daher kann KI den Apotheken deutlich helfen, erheblich Zeit, Kosten und Ressourcen zu sparen, und ihnen dadurch ermöglicht, sich stärker auf strategische und zentrale Geschäftsaktivitäten zu konzentrieren.“

KI eröffnet eine neue Ära für das vietnamesische Gesundheitswesen.
Doch diese Chancen können nur dann verwirklicht werden, wenn die bestehenden Herausforderungen in den Bereichen Daten, Infrastruktur, Fachkräfte und Rechtsrahmen gelöst werden.